HomePanoramaMilliardenschwere Kirche schröpft ihre Schäfchen

Milliardenschwere Kirche schröpft ihre Schäfchen

Aufgrund der Rekordinflation wird der Kirchenbeitrag heuer nur „moderat“ erhöht. Angesichts des exorbitanten Reichtums der katholischen Kirche erscheint diese Selbstlosigkeit jedoch etwas scheinheilig.

Wien. Wer in Österreich – in aller Regel ungefragt – Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche wird, zahlt als Volljähriger verpflichtend den so genannten Kirchenbeitrag an seine Diözese. Dieser beträgt üblicherweise 1,1 Prozent des jeweiligen Bruttoeinkommens abzüglich SV-Beiträge, die Mindestsumme liegt bei 32 Euro. Im Schnitt spült es auf diese Weise jährlich rund 400 Millionen Euro in die Kirchenkassen. Die Grundlage für die geltende Regelung ist das Kirchenbeitragsgesetz von 1939, das die Nazis in Österreich eingeführt haben und das nach Ende der faschistischen Herrschaft in die Rechtsordnung der Zweiten Republik übernommen wurde. Dass der Staat damit aus der direkten Kirchenfinanzierung herausgenommen wurde, war grundsätzlich nicht falsch.

Angesichts der bedrohlichen finanziellen Lage für viele Katholikinnen und Katholiken in Österreich gab die Erzdiözese Wien nun bekannt, dass die Beitragserhöhung heuer „moderat“ ausfällt. Normalerweise steigert sich der Kirchenbetrag analog zur Lohn- und Gehaltsentwicklung, worauf heuer und im nächsten Jahr auf selbstlose Weise teilweise verzichtet wird: Man begnügt sich mit einer Erhöhung im Ausmaß der halben Inflationsrate. Insofern kann man der katholischen Kirche rücksichtsvolle Schäfchenliebe attestieren, denn wenngleich die Preise für Energie, Wohnen und Lebensmittel explodieren, so soll doch wenigstens die RKK-Mitgliedschaft „leistbar“ bleiben. Wie sollte man auch sonst um Erlösung aus dem Elend bitten und beten können?

Man kann das Ganze aber auch völlig anders sehen: Es ist zwar schwer, „die Kirche“ diesbezüglich zu erfassen, aber Österreichs Diözesen, Pfarren, Klöster, Stifte und Stiftungen sowie diverse kirchliche Unternehmenskonstrukte sitzen auf einem Gesamtvermögen von mindestens 4,5 Milliarden Euro. Man gehört zu den größten Grundherren der Republik, betreibt Forst- und Landwirtschaft, hält Immobilien aller Art und besitzt sogar bedeutende Medienhäuser – all dies wird in Sinne kapitalistischer Profitmacherei betrieben, und das durchaus erfolgreich: Die katholische Kirche ist reich und wird stetig noch reicher. Wenn es dann aus dem Erzbischöflichen Palais am Wiener Stephansplatz heißt, man müsse „jeden Euro dreimal umdrehen“, dann braucht es schon ein starkes Gottvertrauen und einen guten Magen, um diese Behauptung zu schlucken.

Ein milliardenschwerer Privatverein mit postfeudalem Grundbesitz von der Fläche ganz Vorarlbergs und profitablen kapitalistischen Ausbeutungsunternehmungen nagt also selbst am Hungertuch? Nun ja: Wer’s glaubt, wird selig… – War da nicht mal was mit einem Kamel und einem Nadelöhr? 

Quelle: ORF / Kontrast

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