Die Wohnungslosigkeit in Vorarlberg nimmt deutlich zu – über 2.800 Menschen waren im Oktober 2024 betroffen. Wolfgang Grabher, künftiger Geschäftsführer von Kaplan Bonetti, warnt vor Einsparungen im Sozialbereich und fordert mehr Unterstützung für Prävention und Arbeitsprojekte.
Dornbirn. Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Vorarlberg hat deutlich zugenommen. Im Oktober 2024 waren laut ARGE Wohnungslosenhilfe mehr als 2.800 Personen betroffen – rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Gründe dafür sind unter anderem der Verlust des Arbeitsplatzes, gesundheitliche Probleme oder stark gestiegene Mietkosten.
Wolfgang Grabher, der ab Juli die Leitung der sozialen Einrichtung Kaplan Bonetti in Dornbirn übernimmt, zeigt sich besorgt über diese Entwicklung. Zwar müsse in Vorarlberg niemand im Freien übernachten, doch die Belastung für die Hilfsorganisationen nehme spürbar zu.
Laut Grabher entsteht Wohnungslosigkeit häufig durch ein Zusammenspiel verschiedener Ursachen. Neben steigenden Mietpreisen tragen auch psychische Erkrankungen, Trennungen, Suchtprobleme und Arbeitslosigkeit zur prekären Situation bei. Zudem hätten die Folgen der Corona-Pandemie, die allgemeine Teuerung und globale Krisen die Lage zusätzlich verschlimmert. Auffällig sei, dass zunehmend auch Menschen Hilfe suchen, die bisher nicht im sozialen Hilfesystem in Erscheinung getreten seien.
Kaplan Bonetti stellt betreute Wohnmöglichkeiten, Übergangsarbeitsplätze in eigenen Werkstätten sowie individuelle Beratung zur Verfügung. Die gemeinnützige Gesellschaft wird überwiegend durch öffentliche Gelder finanziert. Wolfgang Grabher betont, dass Einsparungen im Sozialbereich problematisch seien. Diese würden nicht nur die unmittelbare Betreuung gefährden, sondern auch die wichtige präventive Arbeit beeinträchtigen.
Grabher erklärte, dass es entscheidend sei, Menschen rechtzeitig zu beraten, bevor sie ihre Wohnung verlören – insbesondere dann, wenn die Wohnkosten für sie zu hoch würden. Auch bei einem Anstieg der Arbeitslosigkeit seien zusätzliche Mittel für Arbeitsprojekte notwendig, um einer langfristigen Erwerbslosigkeit vorzubeugen. Sollten die finanziellen Mittel gekürzt werden, müssten zwangsläufig auch die Angebote reduziert werden, da es anders nicht möglich sei, so Grabher.
Quelle: ORF