Niederösterreich. Wir berichteten bereits über den Mangel an allgemeinärztlichen Kassenordinationen auf dem Land. Der Mangel betrifft auch den Bereich der Kinderärzte, im Bezirk Lilienfeld bspw. muss man fast eine Stunde zum nächsten Kinderarzt fahren. Weniger schwierige Dinge, wie bspw. U‑Untersuchungen werden hier vielfach auf Hausärztinnen und ‑ärzte verlagert.
Die Österreichische Gesundheitskasse sagt, dass das Problem in der Ausbildung läge, da in der Vergangenheit zu wenig Kinderärztinnen und ‑ärzte ausgebildet worden seien. Man versuche seit Jahren, Anreize zu schaffen, um dies zu ändern. Es wurden kürzlich etwa die Honorare erhöht. Trotzdem erscheint die Niederlassung mit einer eigenen Kinderarzt-Ordination unattraktiv, und der ländliche Raum scheint dies nicht zu verbessern. Der Vizepräsident der Ärztekammer hält fest, dass die Risiken einer Selbständigkeit sehr hoch seien und gleichzeitig die Honorare nach wie vor niedrig, außerdem herrscht eine immense Arbeitsbelastung vor. „Zum Teil hat man 100, 120 Kinder pro Tag zu behandeln und das ist nicht unbedingt das, was die jungen Ärzte wollen, denn sie wollen mehr Zeit haben für die Patienten.“ Laut Ärztekammer würden deswegen viele Ärztinnen und Ärzte eine Anstellung der Selbständigkeit vorziehen.
Gruppenpraxen sollen eine Niederlassung für Medizinerinnen und Mediziner attraktiver machen. Hierdurch entstehe mehr Freizeit und somit eine bessere Work-Life-Balance ebenso ein geringeres unternehmerisches Risiko. Ob dies im Kontext von Kinderarztpraxen thematisiert wird, da hier ein besonders hoher Anteil an Ärztinnen zu finden ist, ist fraglich.
All das ändert jedoch nichts daran, dass durch eine Unterordnung des Gesundheitssystems unter die Maßgaben des Kapitalismus und somit des Profits insbesondere die Nah- und Grundversorgung von Kindern und Erwachsenen auf dem Land vermehrt gefährdet wird. Fachärztinnen und Fachärzte ebenso wie Privatordinationen bringen hingegen satte Profite. In Niederösterreich sind 27 Kassenarztstellen unbesetzt und es wird viel dafür getan, Ärztinnen und Ärzte in das Bundesland zu bekommen oder diese zu halten. Ob es Starthilfen sind oder das Erlassen von Mieten, damit die Ordinationen bestehen bleiben und Ärztinnen und Ärzte kleine Gemeinden nicht verlassen.