HomeFeuilletonErnst Fettner: „Gehʼ du voran“ - Das Leben eines Widerstandskämpfer

Ernst Fettner: „Geh’ du voran“ – Das Leben eines Widerstandskämpfer

Ernst Fettner wurde am 29. Mai 1921 in Wien geboren und hätte am vergangenen Sonntag seinen 101. Geburtstag gefeiert. Er verstarb Ende letzten Jahres, am 15. Dezember 2021, im hohen Alter von einhundert Jahren. Fettner war antifaschistischer Widerstandskämpfer, Kommunist, Journalist und Gewerkschafter.

Seinen 100. Geburtstag nahm Ernst Fettner zum Anlass, sein Buch „‚Geh‘ du voran‘ – Ein Jahrhundert“ unter Mithilfe von Jana Waldhör als Herausgeberin zu veröffentlichen und damit sein Leben für die Nachwelt zu dokumentieren. Fettners Leben steht exemplarisch für jene Generation, die gegen den NS-Faschismus und Krieg gekämpft hat und deswegen politische Verfolgung erleben musste.

Der Landesverband Oberösterreich der AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus, KZ-Verband/VdA OÖ, lädt am kommenden Freitag, 03. Juni 2022, zur Buchpräsentation „Ernst Fettner: ‚Geh‘ du voran‘ – Ein Jahrhundert“. Die Veranstaltung findet im OÖNachrichten FORUM, Seminarraum, Promenade 25, 4020 Linz statt und beginnt um 18:00 Uhr.

Aus dem Buch liest die Literaturwissenschaftlerin und Herausgeberin des Buches, Jana Waldhör. Im Rahmen der Buchpräsentation werden kurze Videoaufnahmen von Ernst Fettner gezeigt, der im Dezember 2021 im Alter von 100 Jahren verstarb. Anschließend wird es ein Gespräch mit Ernst Fettners Nachkommen geben.

In tagebuchartigen Fotoalben dokumentierte der Journalist Ernst Fettner das vergangene Jahrhundert: die Jugend im Jüdischen Waisenhaus in Baden, seine Erfahrungen als Lehrling in verschiedenen Wiener Betrieben vor dem Hintergrund der Machtergreifung des NS-Faschismus und die damit verbundene Flucht nach Großbritannien, wo er schließlich auf einer Farm im Norden Schottlands landete. Dort erreichten ihn verzweifelte Briefe seiner Familie, die er in Wien zurücklassen musste und die großteils im Konzentrationslager ermordet wurde. Er erzählt auch vom Eintritt in die Streitkräfte der britischen Armee, für die er bis zum Ende des Krieges kämpfte und von den Hoffnungen an ein neues Österreich. Als mittlerweile junger Kommunist war Ernst Fettner fest entschlossen, nach Kriegsende nach Österreich zurückzukehren und am Wiederaufbau des Landes teilzunehmen – und zwar mit der Feder in der Hand. Er wurde Journalist, schrieb zunächst für den Volkswille in Kärnten, später für die Volksstimme in Wien und wurde schließlich auch Präsidiumsmitglied der Journalistengewerkschaft. Zahlreiche Fotografien und Originaldokumente, die Ernst Fettner über den Krieg hinweg retten konnte, verleihen seinen Erinnerungen einen geradezu dokumentarischen Charakter. Sein Vater Sigmund Fettner wurde im KZ Dachau inhaftiert und im Oktober 1942 in die Tötungsanstalt Hartheim deportiert, wo er vergast wurde.

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