Bei einer Grenzkontrolle an der Grenze zum Iran veranstalteten türkische Sicherheitskräfte eine Menschenjagd. Dabei wurde ein vierjähriger Junge getötet.
Van. Türkische Polizisten eröffneten das Feuer auf einen Kleinbus, der Migrantinnen und Migranten transportierte. Dabei töteten sie ein vierjähriges afghanisches Kind und verletzten viele Passagiere. Dies geschah an einem Kontrollpunkt in der Provinz Van, im Osten der Türkei. Den Angaben des Gouverneursamts zufolge, befanden sich 40 Migrantinnen und Migranten im Wagen. Sie hätten ohne gültige Papiere die Grenze passiert. Die Fahrer, d.h. die mutmaßlichen Schleuser, befinden sich auf der Flucht.
Unter Berufung auf Augenzeugen schilderte gestern der Vorsitzende des Menschenrechtsvereins İnsan Hakları Derneği (İHD) in Van, Mehmet Karatas, der Deutschen Presseagentur die brutalen Vorgänge. Eine Kugel traf geradewegs das Herz des Kindes, das der tödlichen Verletzung erlag. Auch die Mutter des Jungen wurde verletzt. Das Gouverneursamt der Provinz bestätigte indes, dass ein Migrant getötet und zwölf weitere verletzt wurden – das Alter des Ermordeten wurde offiziell nicht genannt.
Der offiziellen Version nach hätte die Gendarmerie nur in die Reifen eines verdächtigen Fahrzeugs geschossen, nachdem der Fahrer die Anweisungen zum sofortigen Anhalten ignoriert hatte. Das Kind und die übrigen Verletzten seien eben von Querschlägern getroffen worden.
Karatas hingegen bekräftigte, die Sicherheitskräfte hätten den Wagen „intensiv beschossen“, als er in eine Sackgasse geriet. Dass auf Menschen gezielt wurde, beweisen auch die eingeschossenen Autoscheiben. Die zu Tode verängstigten Menschen verließen nach dem Beschuss den Kleinbus und flohen in umliegende Scheunen oder in die Berge, um Schutz zu suchen. Dabei schossen die Polizisten auf Füße und Beine der fliehenden Menschen. Karatas kritisierte das Vorgehen der Polizei als „Pflichtverletzung und eine Verletzung des Rechts auf Leben“ und forderte eine unabhängige Untersuchung.
Quellen: ORF / kleineZeitung