Die Preissteigerung im Mai 2021 ist die höchste seit neun Jahren – in Kombination mit Einkommensverlusten und Arbeitslosigkeit ein Desaster, das der Kapitalismus jedoch gesetzmäßig verursacht.
Wien. Wie die Statistik Austria am Dienstag bekanntgab, ist für Mai 2021 eine Inflationsrate von 2,8 Prozent zu verbuchen, nach „nur“ 1,9 Prozent im April – ähnliche Dimensionen wurden zuletzt im Jänner 2012 erreicht. Der Wert bemisst sich auf die Preissteigerungen gegenüber Mai 2020, markiert also den Vergleich im Jahresabstand. Dass in Österreich nun ein Inflationsanstieg vorliegt, den es seit über neun Jahren nicht mehr gegeben hat, ist kein gutes Zeichen: Es verdeutlicht die Dynamik der kapitalistischen Krise, die der Bevölkerung eine überaus problematische Situation beschert. Denn aufgrund Pandemie und Wirtschaftskrise haben viele Menschen Einkommensverluste erlitten, zigtausende wurden arbeitslos, und die sozialpartnerschaftlich ausgemauschelten Pseudo-„Lohnerhöhungen“ sind beschämend – die Menschen haben also ohnedies schon Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn dieser aber dann auch noch gleichzeitig teurer wird, dann ist klar, dass diese Entwicklungen gemeinsam zum Desaster führen.
Es hatte sich bereits abgezeichnet, dass mit massiven Teuerungen zu rechnen ist. Zuletzt waren insbesondere Mieten, Strom, Mobilität, aber auch bestimmte Lebensmittel betroffen, im Mai entfällt nun ein relevanter Anteil der Preissteigerungen auf den Bereich Energie, denn es ist nicht zuletzt das Erdöl, das teurer wurde – dies wird in weiterer Folge freilich Auswirkungen auf so gut wie alles haben, denn indirekt gibt es diesbezüglich mannigfaltige Betroffenheiten in vielen Produktionssparten, im Transportwesen und bei den Haushalten. Und diese Teuerungen werden am Ende natürlich in den Geldbörsen der Bevölkerung zu spüren sein. Man kann sich ausmalen, was dies in Kombination mit den bisherigen Krisenerscheinungen bedeuten wird: vermehrte Existenzunsicherheit, Energiearmut, Zahlungsunfähigkeit, Pleiten, schlussendlich auch Armutsgefährdung, Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Doch die Regierung wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, die betroffenen Menschen sozial abzusichern, denn sie sorgt sich nur um die Profite der Konzerne.
Unterm Strich kann man feststellen: Das Kapital hat nicht einmal sein eigenes Wirtschaftssystem im Griff, denn es funktioniert nicht. Man kann nicht die Einkommen der arbeitenden Menschen minimieren und gleichzeitig die Preise erhöhen – das geht sich nicht aus, ist aber eben das Grundprinzip kapitalistischer Ausbeutung und Profitmaximierung. Die Krise ist das logische Ergebnis. Aber das schert das Kapital und seine Regierungen nicht. Konzerne und Banken werden mit Steuergeldern „gerettet“, die arbeitenden Menschen und die Arbeitslosen sollen vor die Hunde gehen – und das werden sie, wenn sie sich nicht zur Wehr setzen.
Quelle: Der Standard