Wattens leidet schon jetzt an den Kündigungen des Konzerns Swarovski – 1,5 Millionen fehlen an Kommunalsteuern. Um die in den letzten Jahrzehnten aufgebauten Infrastrukturen zu behalten, muss nun an anderen Stellen gekürzt werden. Gemeindebedienstete erhalten ein Drittel weniger Weihnachtszuwendung.
Österreich/Wattens. Über die Krisengewinnler Swarovski und ihre Machenschaften wurde in letzter Zeit viel berichtet. Auch die ZdA hielt sich nicht bei der Berichterstattung zurück. Noch im Oktober wurde festgestellt:
Wenig wurde bisher über die Auswirkungen auf den Standort Wattens gesagt, der zusammen mit den Beschäftigten an der Krise verliert. Dadurch, dass Swarovski in Zukunft nur mehr 3000 Menschen beschäftigen will, entgehen der Marktgemeinde Wattens Kommunalsteuern in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Seit über 125 Jahren pflegt die Gemeinde Beziehungen mit dem Konzern. Bürgermeister Thomas Oberbeirsteiner (Liste für Wattens) stehe deshalb in „engem, fruchtbaren“ Austausch mit der Konzernführung, um der Standortschließung zu entgehen und weiterhin für den Konzern interessant zu bleiben.
Personalkosten im Fokus
Die Marktgemeinde Wattens sieht sich nun mit sehr hohen Personal- und Erhaltungskosten konfrontiert. Mit 14 Millionen Euro an Personalkosten sind die Kosten mit Hall vergleichbar, das aber doppelt so viele Angestellte beschäftigt. Der Bürgermeister zählt auf: „Wattens hat das gesamte Personal in der Gemeinde angestellt, also etwa die Menschen in den Pflegeheimen für sieben Gemeinden, die Lehrkräfte der Musikschule… auch bei den Bauhof- und Verwaltungsmitarbeitern sind wir meiner Meinung nach nicht zu breit aufgestellt.“
Die Wirksamkeit müsse verbessert, Arbeitsläufe optimiert veraltete Strukturen aufgebrochen, Dinge abgekürzt und der Bürokratismus vereinfacht werden. Details müssten noch ausgearbeitet werden, jedoch könne man sagen, dass Gemeinde-Arbeitsplätze noch nicht gefährdet seien. Einnahmenverluste würden erst in den nächsten Jahren spürbar werden, im kommenden Jahr stehe Wattens noch nicht so schlecht da: „Wir haben den Vorteil, dass wir heuer einige Dinge corona-bedingt nicht umsetzen konnten und dieses Geld ins nächste Jahr mitnehmen können“, so Oberbeirsteiner. Für die Jahre 2022 und 2023 würde man wohl „einen negativen Deckungsbeitrag erzielen“, schwarze Zahlen gebe es erst wieder in ein paar Jahren.
Ein günstiger Vorwand
Die Gemeindebediensteten müssen hingegen schon dieses Jahr mit einer gekürzten Weihnachtszuwendung kämpfen. Diese wurde um mehr als Drittel gekürzt: „Teilweise ist es sicher ein Vorwand gewesen, das durchzuboxen. Bei uns sorgt das für Kopfschütteln,“ vermutet Personalvertreter Helmut Trutschnig. Die Swarovski-Kündigungen hätten dabei wohl als willkommene Gelegenheit fungiert, da die Kürzung schon seit Jahren Thema gewesen sei.
Trutschnig erläutert die Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa zur Hälfte in Pflegeheimen beschäftigt sind: „Die geben derzeit alles. Man versteht es nicht, dass dieser Schritt unbedingt heuer hat passieren müssen. Wir befürchten, dass die Zuwendung die nächsten Jahre eher noch weniger wird.“
Alles zu geben zahlt sich im Kapitalismus aber nicht aus. Der Bürgermeister Oberbeirsteiner hingegen spricht in Bezug auf den Ausbau von Infrastrukturen in den letzten Jahren eher davon, dass Wattens „verwöhnt“ sei: „Wir sind ganz sicher verwöhnt. Natürlich würde es etwas bringen, wenn wir ein paar Millionen Euro auf der Kante hätten, aber in den letzten Jahren haben auch wir auf die Kosten schauen müssen.“
Quelle: ORF