Noch im Mai war unklar, ob die Penicillin-Produktion aus Kundl nach Asien verlagert wird. Nach Zusage staatlicher Zuschüsse scheinen die Arbeitsplätze in Tirol jedoch vorerst gesichert.
Tirol. Novartis hatte damit gedroht, die Produktion von Penicillin von Österreich nach Asien zu verlagern. Mit der Ankündigung im Mai, mitten in der Coronakrise, dass diese Verlagerung aus Kostendruck stattfindet, hat der Konzern einen guten Zeitpunkt für diese Drohung abgepasst. Die Notwendigkeit „erreichbarer“ Medikamente und medizinischer Ausrüstung wurde durch die Pandemie sehr deutlich. Als Reaktion wurde durch das Wirtschaftsministerium eine Taskforce für den Verbleib der Produktion gegründet.
Geld durch Bund und Land
Nun steht fest, dass der Pharmakonzern mit der Produktion in Tirol bleibt. Grund hierfür ist, dass Bund und Land im Gegenzug eine Finanzspritze von 50 Millionen Euro zugesagt haben. Der Konzern selbst kündigt an, 150 Millionen in den Standort zu investieren. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) erklärte im Zusammenhang mit der Vereinbarung, dass man sich auch auf EU-Ebene um Unterstützung für den Deal bemühe. Der Standort Kundl im Bezirk Kufstein sichere die Basis für die Penicillin-Versorgung in Europa. Der Deal wird vom Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) als ein Erfolg verkauft und die Kosten als gering eingeschätzt.
Praxis von Novartis
Die Pharmaindustrie ist eine der Branchen, die neben ihrer Krisensicherheit auch sehr umsatzstark ist. Der Schweizer Konzern Novartis gehört hier zu den Top 10 und konnte 2019 7,1 Milliarden Dollar Gewinn realisieren, das sind acht Prozent mehr als im Vorjahr. Novartis war zuletzt in den Medien, weil der Konzern das teuerste Medikament der Welt vertreibt, aber auch wegen einem Bestechungsverfahren in den USA, in welchem sich der Konzern außergerichtlich mit einer Zahlung in Höhe von 678 Millionen Dollar einigte und einige Punkte zugab. Für Novartis scheinen somit die 50 Millionen durch den Bund als Kleinbetrag, der jedoch die Gewinne trotz solcher Praktiken sichert.
Quelle: ORF/ORF/Handelsblatt/Blick/mdr