Der private Hamburger Spitalbetreiber Asklepios schickte einer Betriebsrätin eine Kündigung, nachdem sich diese über die Situation auf der Intensivstation öffentlich kritisch geäußert hatte.
Hamburg. Dass die Situation der Kolleginnen und Kollegen, die im pflegerischen Bereich in Krankenhäusern arbeiten, bereits vor der Ausbreitung von Corona von Personalengpässen und weiteren Missständen mitgeprägt war, ist wohl unumstritten. Dass sich diese Situation verschärft hat, ebenso wenig. Wir sind tägliche Meldungen von Krankenpflegepersonal am Limit gewohnt. Jedoch melden sich die Kolleginnen und Kollegen, die besonders unter der Situation leiden, vielfach trotz Leidensdruck nicht oder nur anonymisiert zu Wort. Dies hat mit Angst um die Anstellung bei öffentlicher Beschreibung der Missstände zu tun.
Der Fall einer Kollegin in Deutschland scheint diese Sorge zu bestätigen. Sie klagte im „Hamburg Journal“ über schlechte Arbeitsbedingungen, was ihre Kündigung zur Folge hatte. Die besagte Kollegin, Romana Knezevic, ist neben ihrer Tätigkeit als Betriebsrätin Sprecherin der Vereinigung „Krankenhausbewegung“, sie hat dem Asklepios-Konzern unter anderem vorgeworfen, dass unter dem erheblichem Personalmangel die Behandlung und Sterbebegleitung leide. Der Konzern unterstellt ihr, politisch motivierte Falschmeldungen zu verbreiten. Die Kolleginnen und Kollegen bestätigen jedoch die von Knezevic beschriebene Situation.
Die zuständige Fachgewerkschaft ver.di kritisierte die Kündigung der Betriebsrätin. Wie es für sie weitergeht, ist jedoch unklar. Es wäre ein wichtiges Zeichen für die Kolleginnen und Kollegen, wenn die Kündigung aufgehoben und der Konzern bestraft würde.
Die Hamburger Landeskliniken waren 2007 vom CDU-geführten Stadtsenat zu 75 Prozent zugunsten des Asklepios-Konzerns privatisiert worden.
Quelle: NDR