Wenn konservative Eliten von Freiheit sprechen, wird’s meistens gefährlich. Im Falle einer anstehenden Würdigung der „Verdienste“ von Sebastian Kurz überwiegt jedoch die Albernheit.
München/Wien. Man möchte bissige Satire vermuten, aber es ist wahr: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz soll in Bayern eine Auszeichnung erhalten, die sich „Freiheitspreis der Medien“ nennt. Der hochtrabende Titel ist freilich eine absurde Anmaßung der „Weimer Media Group“ aus München, die ihre Würdigung jedes Jahr am „Ludwig-Erhard-Gipfel“ vergibt. Damit ist eh schon klar, woher der politische, ideologische und wirtschaftliche Wind weht, man darf aber noch auf die vergangenen Preisträger verweisen: Ex-EU-Clown Jean-Claude Juncker, FDP-Chef Christian Lindner, der Erzbischof von München Kardinal Reinhard Marx, Fürst Albert von Monaco sowie Michail Gorbatschow. Nun gut, da ist das mit Kurz natürlich auch schon wurscht.
Jedenfalls soll Kurz den Preis erhalten als „Brückenbauer Europas und Kommunikator der Freiheit“, so das Medienkonzern-Ehepaar Weimer. Es gehört schon viel Ungeniertheit dazu, so eine bizarre Inszenierung zu unternehmen. Kurz bzw. dessen Partei und Regierung zeichnen sich u.a. dadurch aus, Grenzen dicht zu machen, Verbindungen zu kappen, die EU zu spalten, auf die Verfassung zu scheißen, politische Gegner mit Diffamierungen zu überschütten, PR-Spektakel zu veranstalten, sich mehr um Message Control als reale Inhalte zu kümmern, unliebsame Journalisten und Medien unter Druck zu setzen und zu verklagen, andere Medien mit Millioneninseraten gefügig zu machen, im nahestehenden Medienbereich eine Art „Hofberichterstattung“ zu veranlassen und im TV „Fake News“-Auftritte zu geben. Dieser Kerl soll einen „Freiheitspreis der Medien“ kriegen? Echt jetzt? Kannst’ nicht erfinden…
Egal, jedenfalls wird am 11. Mai passender Weise in den Bavaria-Filmstudios zu München der Preis verliehen. Die Laudatio hält der konservative griechische Ministerpräsident Mitsotakis, geladene Gäste der grotesken Show werden u.a. Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) und BRD-Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sein. Dürfte ein gruseliges Event werden, wer will, kann sich einen Live-Stream davon geben – und die ganze Zeit über wird man hoffnungsvoll, aber vergeblich darauf warten, dass endlich Jan Böhmermann auf die Bühne kommt und ruft: „Voll verarscht!“
Quelle: Der Standard