Verschmutzung und Erwärmung der Meere fördern die Ausbreitung der Algenblüte, die das marine Ökosystem vielerorts zum Kippen bringt.
New York. Die Anzahl der „Todeszonen“ in den Weltmeeren ist deutlich angestiegen. Dies bestätigt der aktuelle UNO-Bericht „World Ocean Assessment“, der am vergangenen Mittwoch in New York präsentiert wurde. Wurden im Jahr 2008 noch ca. 400 solcher Bereiche ausgewiesen, so sind es für das Jahr 2019 bereits rund 700 – dies bedeutet einen Anstieg um 75 Prozent binnen eines Jahrzehnts. Bei diesen Todeszonen handelt es sich um Meeresgebiete, die so wenig Sauerstoff aufweisen, dass kaum noch Leben möglich ist – zumindest nicht ab einer gewissen Tiefe. Und dies hat nur auf den ersten Blick eine „natürliche“ Ursache.
Denn ein wesentlicher Grund ist die vermehrte Algenblüte. Sterben die Algen ab, dann sinken sie nach unten, wo sie von Bakterien zersetzt werden, wobei wiederum viel Sauerstoff verbraucht wird. Die Tatsache jedoch, dass sich die Algenblüte außergewöhnlich ausbreitet, hat dann einen recht menschlichen Hintergrund, nämlich die übermäßige Zufuhr von Nährstoffen, von Stickstoff und Phosphor in die Weltmeere – kurz: Es geht um die Verschmutzung durch den Menschen. Nicht frei von Ironie ist, dass sich die Algenvermehrung, einmal in Gang gesetzt, auch im Kreis drehend verstärkt. Aber auch die Erwärmung der Ozeane und damit der Klimawandel tragen dazu bei, dass die fraglichen Algen bestens gedeihen, eben mehr, als es für das marine Ökosystem, dessen Gleichgewicht und den Sauerstoffgehalt gut ist.
Der Bericht der Vereinten Nationen verweist darauf, dass die Todeszonen vor allem im Golf von Mexiko, in der Nord- und Ostsee sowie im Südchinesischen Meer vorkommen – anders gesagt: vor den Küsten der hochentwickelten Industrieländer oder vor solchen Regionen, die in den letzten Jahrzehnten zur billigen Werkbank der imperialistischen Staaten wurden. Es ist wenig überraschend, dass hier die Verschmutzung besonders gravierend ist. Insofern müssten Abwässer und Vermüllung der Ozeane reduziert und die globale Erwärmung gestoppt werden, wenn die Weltmeere noch genügend Lebensraum für Meereslebewesen bieten sollen – dass widrigenfalls auch die Menschheit betroffen wäre, ist ja kein Geheimnis mehr. Dass der Kapitalismus im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes nicht gerade förderlich ist, allerdings auch nicht.
Quelle: ORF