Wien. Nach angeblichen – nicht näher bezeichneten – Sachbeschädigungen durch feiernde Jugendliche im Resselpark am Wiener Karlsplatz eskalierte die Polizei in der Nacht von Freitag auf Samstag, indem sie planlos mit Schild, Reizgas und Knüppel in die Menge hineinstürmte. Eine ausgelassene Stimmung wurde so laut Augenzeugen zu einer aufgeheizten, und es flogen schließlich alle möglichen Gegenstände, auch Flaschen, in Richtung der Einsatzkräfte. Die Wiener Polizeiführung meldet acht verletzte Polizisten, wie viele Jugendliche verletzt wurden, ist nicht bekannt.
Tags darauf wurde über den Karlsplatz schließlich ein Platzverbot verhängt, das Samstagabend auch kontrolliert wurde und theoretisch bis zu drei Monate aufrechterhalten werden kann. Absurderweise gilt das Platzverbot auch für den Kinderspielplatz, so dass die am Nachmittag dort anwesenden Kids ebenfalls des Platzes verwiesen wurden.
Die Idee, mit Platzverboten die Jugendlichen zur „Räson“ zu bringen, könnte lebensferner nicht sein. Nach mehr als einem Jahr Pandemie, nach erzwungener Isolation in den insgesamt drei – teils planlosen – Lockdowns, wollen die jungen Menschen draussen und unter ihresgleichen sein. Undiszipliniertheiten im Umgang mit der nach wie vor nicht überwundenen Corona-Pandemie werden nicht mit dem Polizeiknüppel, sondern durch gute und altersadäquate Kommunikation auf gleicher Augenhöhe zu lösen sein. Die Zusammenkünfte der jungen Menschen werden sich eben woandershin verlagern, und die Lösung wird dann wohl kaum sein können, über die ganze Wiener Innenstadt ein Platzverbot zu verhängen.
Sonntagvormittag wurde die Platzsperre von der Polizei wieder aufgehoben. Mit der etwas grotesken Begründung, dass es ja am Samstag (während die Platzsperre in Kraft war) keine besonderen Vorkommnisse gegeben habe.
Quelle: ORF Wien