Niederösterreich. Wie erst jetzt bekannt wurde, gab es auf der niederösterreichischen Seite der Baustelle des Semmering-Basistunnels Ende April einen tödlichen Arbeitsunfall. Der Semmering-Basistunnel ist die gegenwärtig größte Infrastruktur-Baustelle Österreichs, soll die historische Semmeringbahnstrecke ersetzen, und damit den Bahnverkehr von Wien Richtung Süden wesentlich beschleunigen. An dem Tunnel wird seit 2012 gebaut, er wird sich über eine Länge von 20 Kilometer von Gloggnitz (Niederösterreich) nach Mürzzuschlag (Steiermark) erstrecken.
Ende April ist der 53-jährige aus Kärnten stammende Mineur Josef F. beim Bau eines Quertunnels zwischen den beiden Tunnelröhren von herabstürzenden Erd- und Betonmassen lebendig begraben worden. Die Mineure waren dabei, die Tunneldecke mit Spritzbeton zu verkleiden und mit Sicherungsankern zu versehen. Obwohl der Verschüttete von seinen Kollegen sofort mit bloßen Händen ausgegraben wurde, kam für ihn jede Hilfe zu spät. Das Unglück ereignete sich just in jenem Abschnitt des Tunnels (3,5 Kilometer vom Tunnelportal Gloggnitz ins Berginnere), in dem es zu Ostern 2019 zu einem massiven Einsturz kam. Die Folge war eine Kraterbildung im Wald über den beiden Röhren – so groß, dass ein Einfamilienhaus in den zehn Meter tiefen Krater gepasst hätte.
Obwohl die ÖBB beteuerten, dass der Vorfall mit den problematischen, inhomogenen Gesteinsschichten in dem Abschnitt zu tun habe, schließt man einen Zusammenhang mit dem tödlichen Arbeitsunfall Ende April definitiv aus. „Die Sachen haben nichts miteinander zu tun, vor allem nicht aus geologischer Sicht“, sagt der Projektleiter des Semmering-Basistunnels, Gerhard Gobiet.
Der Unfall wird von Polizei und Arbeitsinspektorat untersucht. „Der Tunnelbau ist leider sehr gefährlich. Wir hatten viele Jahre Glück und eine unfallfreie Zeit und jetzt ist leider etwas passiert“, so Gobiet. Ausschließen lasse sich so etwas leider nie.
In vielen Berufen setzt die Arbeiterklasse Gesundheit und Leben aufs Spiel, während ihr von Kapital und Politik Geringschätzung entgegengebracht wird. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt Josef F.s Familie und seinen Kollegen.
Quelle: kurier.at