Nach dem Warnstreik der Klinik Ottakring wird auch in der Klinik Favoriten über kämpferische Maßnahmen nachgedacht. Grund dafür ist unter anderem der frappierende Mangel an Anästhesie Ärztinnen und Ärzten.
Wien, Favoriten. In der Klinik in Favoriten herrschte bereits seit längerem Personalnotstand. Rund die Hälfte der Stellen ist, dem Wiener Gesundheitsverbund zufolge, unbesetzt. Nun haben auch noch weitere zwei Anästhesisten gekündigt und die Sorge um die Patientenversorgung wird immer größer. Dass die Ressourcen an Personal, Arbeitskraft und Kapazitäten bereits jahrelang immer knapper werden, ist ohnehin kein Geheimnis. Dieser Zustand wird nun, nicht nur in Favoriten, immer prekärer. Laut einem Arzt der Klinik werden Patienten und Patientinnen regelmäßig vertröstet, wenn es um Behandlungen und Eingriffe geht. Auch nach mehreren Monaten Wartezeit können momentan keine Termine mit Sicherheit garantiert werden.
Es kommt bei Operationen bereits jetzt zu Triagen nach Dringlichkeit, und zahlreiche Eingriffe mit geringerer Priorität werden an andere Spitäler geschickt, sofern möglich, wie ein Arzt berichtet, der anonym bleiben möchte. Wer dieses kaputtgesparte und wegrationalisierte System nämlich zu kritisieren wagt, muss sich leider vor Konsequenzen fürchten. Dem Mangel in der Anästhesie soll momentan mit einem Pool an freiberuflich tätigen Anästhesisten begegnet werden, ebenfalls werden Ärzte anderer Kliniken als Aushilfe hinzugezogen werden. Das kann und darf keine langfristige Lösung bleiben.
Der berichtende Arzt sagt ebenfalls, dass auch in Favoriten nun über Streiks nachgedacht wird. Ein bereits für diese Woche geplanter Streik wurde verschoben aber im Herbst soll es bei ausbleibenden Verbesserungen zu Kampfmaßnahmen seitens des Klinikpersonals kommen. Dem Personal, Pflegekräften und den Ärztinnen und Ärzten wünschen wir, dass sie ihre gemeinsame Stärke für sich und die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen entdecken und entschlossen handeln. Damit verbessern sie auch die Qualität der Pflege und Hilfe die im Spital geleistet werden kann. Wer von Streiks zu diesen Zwecken abrät oder, wie viele Medien das tun, bereits laufende Streiks und Kampfmaßnahmen ignoriert oder sogar als schädlich einstuft, steht nicht auf der Seite der Beschäftigten und der Patientinnen und Patienten.
Quelle: ORF/Der Standard