Das Stadtbild soll sauber, schön und aufgeräumt aussehen, so dass sich Touristinnen und Touristen ebenso wohlfühlen wie konsumstarke Einheimische. Da stören Menschen, die sich weder Konsum noch Tourismus leisten können. Um diese zu vertreiben, wird in Städten verstärkt auf Hostile Design (auf deutsch: Feindliches Design) zurückgegriffen.
Immer öfter begegnen sie einem, die unbequemen Bänke. So werden diese Bänke nicht nur an den beiden Enden mit einer Lehne versehen, sondern auch dazwischen zu Einzelsitzen getrennt. Oder es werden erst gar keine ganzen Bänke, sondern nur einzelne Sitzmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Oftmals fehlen die Lehnen. Als Material wird bevorzugt Eisen gewählt, das kalt ist. Es wird also alles dafür getan, dass das Sitzen so unbequem wie möglich wird, um ein längeres Verweilen von vornherein auszuschließen. Wer noch näher hinsieht, findet immer wieder Knubbeln im Boden, Gitter, Dornen oder Stacheln. Doch wozu soll dies dienen? Natürlich nicht, um zu verhindern, dass alte Menschen kurz verschnaufen, sondern um jene abzuhalten, die keinen Ort haben, an dem sie sich ausruhen können. Das betrifft Obdachlose oder Suchtkranke. Darüber hinaus sollen die Möglichkeiten des konsumfreien Verweilens immer mehr eingeschränkt werden. Diese Art der Architektur wird unter dem Begriff „Hostile Desigen“, also feindliche Gestaltung zusammengefasst, womit Objekte im öffentlichen Raum bezeichnet werden, die durch ihr Design, die Materialien oder die Komposition bestimmte Handlungen ermöglichen und andere verhindern. Sie werden damit zu einem Mittel der sozialen Kontrolle.
Obdachlose und Suchtkranke verschandeln das Stadtbild. Aber auch Jugendliche, die Ball spielen oder mit dem Skateboard fahren, stoßen auf Abwehr. Der öffentliche Raum, der als Begegnungsstätte ohne Konsumzwang eine wichtige Rolle spielt im sozialen Leben, wird durch das feindliche Design zusehends verunmöglicht. Menschen, die es sich nicht leisten können, in einem Kaffeehaus zu verweilen oder eine Gaststätte aufzusuchen, oder vielleicht auch nicht wollen, sind unerwünscht. Armut soll unsichtbar sein.
Das ist die Art und Weise, wie in einer Gesellschaft, die sich dem Neoliberalismus verschrieben hat, Probleme gelöst werden. Statt die Ursachen der Armut bzw. der Suchterkrankungen zu beheben, werden die Menschen, die darunter leiden aus dem Blickfeld entfernt. Das ändert zwar nichts daran, aber man wird nicht mehr direkt damit konfrontiert.
Prekäre Arbeitsverhältnisse, steigende Miet- und Energiepreise und generell steigende Kosten führen dazu, dass immer mehr Menschen entweder unter menschenunwürdigen Bedingungen leben oder ihre Unterkunft ganz verlieren. Nicht nur, dass nichts dagegen getan wird, es scheint sogar so zu sein, dass diese Entwicklung unterstützt wird, denn Menschen, die nicht einmal in der Lage sind, die grundlegendsten Bedürfnisse zu befriedigen, haben weder die Kraft noch die Mittel, sich politisch zu engagieren. Durch die feindliche Architektur wird darüber hinaus verhindert, dass Menschen einen Ort haben, an dem sie sich treffen können, was sowohl die Vereinzelung befördert, wie die Überzeugung, sie wären an ihrem Unglück alleine schuld.
Doch das Problem ist ein systemisches, das Menschen, die nicht funktionieren aus dem öffentlichen Leben ausschließt. Sozialleistungen werden sukzessive zurückgefahren und nun sollen diese Menschen auch aus dem Bewusstsein verschwinden, denn was man nicht sieht, das gibt es nicht.
Hostile Design ist städtebaulicher Klassenkampf, der zu einer visuellen Auslöschung im öffentlichen Raum führt. Nicht umsonst findet man in Gemeindebauten, die ihrem Namen gerecht werden, nicht nur Wohnungen, sondern Räume der Zusammenkunft und des sozialen Lebens. Die Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes für das Kapital ist ein Angriff auf das Proletariat und seine sozialen Möglichkeiten.
Quelle: Moment

















































































