Der steirische Arbeiterdichter und Lehrer Richard Zach (1919–1943) war ein kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Austro- und Nazifaschismus. Trotz der kurzen Schaffensperiode aufgrund seiner Ermordung durch das NS-Regime hinterließ er ein umfassendes literarisches, v.a. lyrisches Werk. Im April 1937 verfasste Zach das Gedicht „1. Mai!“.
1. Mai!
Brüder, hebt die Fahnen höher,
hoch!
Mit uns ruhen die Maschinen,
mit uns stehen die Turbinen.
Keine Hämmer klirren,
keine Räder schwirren,
keine Krane knicken.
Sonne scheint in die Fabriken.
Niemals tragen wir ein Joch.
Denn wir sind der Ernte Mäher!
Brüder, streckt die Arme weiter,
weit.
Alle Wege, alle Straßen,
selbst die Welt lasst uns erfassen.
Jedes Herz ganz offen.
Keiner sei betroffen.
Niemand heute Ringer.
Jetzt sind wir des Werks Vollbringer.
Jetzt gezeigt die junge Zeit.
Denn wir sind die Wegbereiter.
Brüder, reißt die Körper straffer
zu dem heil’gen Dienst, zum Werken.
Heute soll die Welt es merken:
Wir sind ihre Weiterschaffer,
noch!
Denn sie pulst nach unserm Leben.
Lasst die Blicke froher heben.
Wir sind ihrer Ernte Mäher!
Brüder, hebt die Fahnen höher!
Höher, hoch!
Quelle: Christian Hawle, Gelebt habe ich doch! – Richard Zach, Wien 1989, S. 96