In gut drei Wochen starten die zwölf Mannschaften der österreichischen Fußballbundesliga in die neue Saison. Vieles ist durch die anhaltende Corona-Pandemie noch nicht absehbar, aber klar ist: die Stimmung in den Stadien wird unter den Bestimmungen der Behörden leiden, was vor allem den SK Rapid Wien trifft.
Österreich. Nachdem die Corona-Europabewerbe in Portugal und Deutschland nun mit dem Champions League-Sieger Bayern München (1:0 gegen Paris Saint-Germain) und dem Dauer-Europa League-Sieger FC Sevilla (3:2 gegen Inter Mailand) entschieden sind, kann man sich nun wieder auf die nationalen Bewerbe konzentrieren. Denn bereits in gut drei Wochen starten zwölf österreichische Fußball-Bundesligamannschaften in die neue Spielzeit 2020/2021. Auch wenn vieles durch die anhaltende Corona-Pandemie mit seinen auch in Österreich wieder ansteigenden Infiziertenzahlen noch nicht absehbar ist, eines wird schon jetzt klar: die Stimmung in den Stadien wird massiv unter den Bestimmungen der Behörden leiden, was vor allem die Grün-Weißen aus Wien-Hütteldorf trifft.
Zum 1. Spieltag
Doch zunächst einmal zu den grundlegenden Dingen. Die Tipico Bundesliga, wie sie offiziell heißt und was der zur kompletten Ware verkommenen schönsten Nebensache der Welt ihren Ausdruck verleiht, startet am 11. September mit der Freitagspartie Linzer ASK gegen Austria Wien. Der Mateschitz-Club und letztjährige Double-Sieger aus der Mozartstadt beginnt dagegen zwei Tage später in Wolfsberg. Die gesellschaftspolitisch brisanteste Partie findet ebenfalls am gleichen Tag statt. Da trifft der Aufsteiger aus der 2. Liga, die SV Ried („SV Guntamatic Ried“), auf den letztjährigen Absteiger aus der Bundesliga, die WSG Swarovski Tirol. Der Swarovski-Konzern, der soeben angekündigt hat, sich 1.800 Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellte nicht mehr leisten zu wollen, hat jedoch noch genügend Reserven, sich seinen vor wenigen Jahren übernommenen Verein mit reichlich finanziellen Mitteln für eine weitere Bundesligarunde auszustatten. Dass es überhaupt zu diesem Aufeinandertreffen kommt, liegt daran, dass der einzige Bundesliga-Verein aus dem Burgenland, die SV Mattersburg („SV Bauwelt Koch Mattersburg“), aufgrund der Pleite der Commerzialbank Insolvenz anmelden musste und den Spielbetrieb nach 98-jährigem Bestehens eingestellt hat. Der Vorjahreszweite Rapid Wien, der nach dem Abgang ihres Biersponsors Ottakringer nun Ersatz in Form des von der Brauunion geführten Gösser gefunden hat, empfängt am 12. September die Admira („Flyeralarm Admira Mödling“) aus der Südstadt. Bei dieser Partie wird allerdings die aktive Fanszene aufgrund der von Politik und Ligaverantwortlichen bestimmten Regelungen nicht im Stadion sein.
Leere Fanblöcke
Im Block West, der mehrere tausend Stehplätze fassende Fansektor des SK Rapid, wird ebenfalls auf Sitzplätze umgerüstet und die Jahresabos im Schachbrettsystem nach Treue vergeben. Bis man sich an seinem Sitzplatz niedergesetzt hat, muss Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Hierdurch wird die Kapazität immens sinken, was durchaus gewollt ist, soll doch kein Stadion in Österreich mehr als 10.000 Besucher pro Spiel beherbergen. Was für den Großteil der Bundesligavereine kein Problem darstellt – haben doch lediglich drei Vereine einen Zuschauerschnitt von über 10.000 Personen pro Spiel -, trifft das den SCR mit seinen über 13.000 Abos in der abgelaufenen Saison nicht nur finanziell. Denn einen Sitzplatzfußball als Konsumevent wird es für die sechs größten Fanclubs der Grün-Weißen nicht geben. „Für uns als aktive Fanszene ist diese Lösung jedoch inakzeptabel. Wir können es nicht mit unseren Werten als Ultras vereinbaren, einem derart irrational reglementierten Treiben beizuwohnen. Unter den geplanten Umständen lässt sich ein Leben in der Kurve – so wie wir uns das vorstellen – nicht gestalten. (…) Die 90 Minuten bedeuten für uns Freiheit und Unbekümmertheit, in denen man die Liebe zum Verein als Gruppe und als Kurve zum Ausdruck bringt. Intensive Torjubel werden mit Umarmungen zelebriert, traurige Ereignisse zusammen durchgestanden. 90 Minuten Emotionen pur! (…) Deshalb haben wir uns dazu entschieden, bei allen Spielen die Kurve bzw. das Weststadion bis auf weiteres nicht zu betreten.“
Sky-TV statt Auswärtsfahrt
Doch nicht nur für die Heimfans wird keine gewohnte Stimmung aufkommen, auch die Auswärtssektoren der Vereine, in dem in Normalzeiten ebenfalls immer die aktivsten Fans ihr Team unterstützten, werden verwaist bleiben. Es ist zwar möglich, österreichweit Urlaub zu machen, seine Herzensmannschaft in einem fremden Stadion anzufeuern, bleibt jedoch untersagt. Man könnte zu der Überzeugung kommen, dass nicht nur Rapid einen neuen Hauptsponsor gefunden hat, sondern auch die Regierung – in Form von Sky.
Quelle: Kleine Zeitung/APA-OTS/Wiener Zeitung/Bundesliga/Ultras Rapid/ORF