Von München aus in die Geschichtsbücher: Paris Saint-Germain hat im Finale der UEFA Champions League ein Ausrufezeichen gesetzt und Inter Mailand mit 5:0 bezwungen. Doch trotz des klaren Ergebnisses bleibt Inters Weg ins Endspiel eine beachtliche Leistung.
München. In einer Nacht, die als Wendepunkt in die Historie des französischen Hauptstadtklubs eingehen dürfte, zeigte PSG unter Trainer Luis Enrique eine nahezu makellose Leistung. Angeführt von einem Kollektiv junger Talente wie Désiré Doué, Bradley Barcola und Joao Neves, kombiniert mit der Erfahrung von Führungsspielern wie Gianluigi Donnarumma, Marquinhos und Achraf Hakimi, präsentierte sich Paris als gereifte Einheit – nicht als Ansammlung teurer Einzelspieler.
Schon früh in der Partie zeichnete sich der Verlauf ab: Nach einer sehenswerten Kombination über mehrere Stationen brachte Hakimi PSG in der 12. Minute in Führung. Inters Hintermannschaft, in den Runden zuvor meist sattelfest, kam selten zur Stabilität. Ein abgefälschter Schuss von Doué brachte das 2:0 in der 20. Minute – ein bitterer Moment, bei dem Torhüter Yann Sommer machtlos war.
PSG lässt Inter nicht zu Wort kommen
In der 63. Minute erhöht PSG erneut: Ein genialer Hackenpass von Dembélé auf Vitinha, der Doué bedient – der schnürt seinen Doppelpack zum 3:0. Inter bricht komplett ein: Calhanoglu muss verletzt raus, und Kvaratskhelia erzielt in einem weiten Konter das 4:0 gegen einen machtlosen Sommer. In der 75. Minute verhindert Donnarumma mit einer Glanztat den Ehrentreffer von Thuram. PSG übernimmt wieder komplett die Kontrolle, und in der 80. Minute beginnen die „Olé“-Rufe in der Pariser Fankurve.
Doch Inter gab sich nicht auf. Vor allem über Marcus Thuram und Francesco Acerbi setzte die Mannschaft von Simone Inzaghi erste offensive Nadelstiche, auch wenn der erlösende Anschlusstreffer ausblieb. PSG blieb eiskalt: Doué traf nach dem Seitenwechsel erneut, ehe Kvaratskhelia und später der eingewechselte 18-jährige Mayulu das Ergebnis auf 5:0 hochschraubten – ein historisches Resultat. Für Inter war es die höchste Niederlage in einem europäischen Finale.
Del Piero kommentiert: Die Rivalitäten in Italien sind einfach zu stark
Ein arbeitsreicher Abend auch für Alessandro Del Piero in der Allianz Arena. Die Juve-Legende war für mehrere internationale Sender im Einsatz und sprach bei CBS auf Englisch über die Fankultur in Italien bei solchen Ereignissen. Auf die Frage, ob in Italien bei einem Finale alle hinter der italienischen Mannschaft stünden, fiel Del Pieros erste Antwort eindeutig aus: „Nah… No way!“
Anschließend erklärte er:
„Die Rivalitäten in Italien sind einfach zu stark. Es ist schön, wenn es eine italienische Mannschaft ins Finale schafft – ein großartiger Erfolg. Aber als Juve- oder Milan-Fan für Inter zu sein? Nein, das ist unvorstellbar. Das wäre heuchlerisch, mal ehrlich. Also sagt man vielleicht: ‚Ich bin nicht gegen Inter, ich bin einfach für PSG.‘ Und da spielen ja auch Italiener – Donnarumma zum Beispiel. Und vier weitere haben in der Serie A gespielt. Man klammert sich eben an alles, um sich zu rechtfertigen.“
Dabei genießt Paris Saint-Germain in der Fußballwelt auch nicht die höchsten Sympathiewerte, da er als einer der Klubs gilt, die sich eben eher durch hochkarätige Spielerkäufe den Weg ebnet. Geldgeber ist dabei der katarische Geschäftsmann und Präsident des Vereins Nasser Ghanim Al-Khelaifi.
Zweiter Platz ist kein schlechter Platz
Trotz der Deutlichkeit im Endspiel darf Inters Saison keineswegs auf diese eine Partie reduziert werden. Das Team aus Mailand hatte sich mit taktischer Disziplin, Leidenschaft und beeindruckenden Leistungen gegen europäische Topklubs den Weg bis ins Finale verdient – ein Weg, der Anerkennung verdient, auch wenn am Ende ein übermächtiger Gegner wartete. Auch wenn bei der Verteilung der Silbermedaillen einige Interspieler lange Gesichter zogen, muss man doch auch als Interista anerkennen, dass der zweite Platz in einem Sportturnier erstrebenswert und nicht zu bemitleiden ist. Im Gegenteil, in anderen Sportarten wäre man froh darum – im Fußball wiederum werden Niederlagen in den Finalen immer als besonders schmachvoll wahrgenommen.
Für PSG ist es der erste Champions-League-Triumph überhaupt. Trainer Luis Enrique, der schon mit dem FC Barcelona das Triple gewann, vollbrachte dieses Kunststück nun auch mit Paris – als erst zweiter Coach nach Pep Guardiola mit zwei verschiedenen Klubs.
Der Abend gehörte aber auch Désiré Doué. Der 19-Jährige war mit zwei Toren und einer Vorlage der überragende Mann auf dem Platz und wurde als „Spieler des Spiels“ ausgezeichnet – als erster überhaupt, der in einem Champions-League-Finale an drei Toren direkt beteiligt war. Paris feiert den langersehnten internationalen Durchbruch – Inter blickt trotz der Finalniederlage auf eine Saison zurück, die Hoffnung für die Zukunft macht.
Quellen: tuttosport / tuttosport / ORF