2020 A.D.: An der Römisch-Katholischen Universität des Heiligen Stuhls werden wieder neue Exorzisten ausgebildet, um professionelle Teufelsaustreibungen zu gewährleisten…
Vatikan. Das Päpstliche Athenäum Regina Apostolorum in Rom bietet ab Oktober dieses Jahres wieder – wie jedes Jahr seit 2005 – einen besonderen Kurs in seinem Studienprogramm an: An der katholischen Universität unter Leitung des Heiligen Stuhls können Interessierte – v.a. natürlich Priester und angehende Theologen – ein Seminar über die professionelle Durchführung eines Exorzismus besuchen. Die Absolventen des Lehrgangs erlernen somit Theorie und Praxis einer katholischen Teufels- bzw. Dämonenaustreibung, das wegbeschwörende Ritual zur Vertreibung böser Mächte aus Personen, Lebewesen und Gegenständen (sic!). Das klingt recht nützlich, denn so eine ordentliche Besessenheit durch Satan, arglistige (Polter-)Geister oder den Pumuckl ist gewiss überaus unerfreulich, für Menschen sowieso – man kennt das ja von Linda Blair oder Emily Rose –, aber offenbar auch für Tiere, Pflanzen und das Mobiliar. Sollte man also einmal einen Exorzisten benötigen, so macht es Sinn, wenn dieser über eine profunde Ausbildung und päpstlichen Segen verfügt – man will ja nicht, dass etwas verpfuscht wird. Deshalb ist es seit 1983 auch so, dass ein katholischer Exorzist erst mit Genehmigung des zuständigen Römisch-Katholischen Diözesanbischofs tätig werden darf. Das passiert allerdings öfter, als man denkt.
Seit dem Konzil von Trient (1614) kennt der Katholizismus bestimmte Vorgaben für die Durchführung des „großen Exorzismus“ – seit damals sind rituelle Regeln, Gebete und Sprüche festgelegt, die eine besessene Person vom Dämon, der von ihm Besitz ergriffen hat – oder schlimmstenfalls gar vom Beelzebub höchstpersönlich –, befreien soll. Die katholischen Teufelsaustreiber selbst sind in der seit 2014 päpstlich anerkannten Internationalen Vereinigung der Exorzisten organisiert, der ca. 500 aktive Mitglieder angehören, etwas mehr als die Hälfte davon in Italien (Legion, möchte man sagen). Dort braucht man sie auch am dringendsten: Laut Vatikan-Angaben soll es auf der Apenninenhalbinsel jedes Jahr bis zu 500.000 Exorzismen geben (immer wieder verbunden mit Missbrauch, Gewalt, Freiheitsentzug und Verletzungen). Da ist es nur logisch, dass der Vatikan auf seiner päpstlichen Universität selbst für ausreichend und geschultes Personal sorgt – nicht auszudenken, wenn sich statt eines professionellen Exorzismusexperten irgendein ärztlicher oder psychologischer Scharlatan der Opfer annehmen würde und irgendwelche wissenschaftlichen Methoden anwenden möchte. Aber trotzdem: 1999 wurde das „Rituale Romanum“ zur Dämonen- und Teufelsaustreibung insofern aktualisiert, als dass nun immerhin vor dem Exorzismus einwandfrei festzustellen ist, ob es sich tatsächlich um eine Besessenheit handelt, und nicht etwa nur um eine Geistes- oder Nervenkrankheit (z.B. Epilepsie, Schizophrenie) oder religiöse Hysterie. Als Indizien für Besessenheit gelten u.a. Abneigung gegen Weihwasser und Kruzifixe sowie Kenntnisse der lateinischen Sprache. Allerdings könnte es sich dann auch um einen Vampir handeln – oder einfach um einen gebildeten Atheisten.
Quelle: ORF