HomeFeuilletonWissenschaftNeue Art der Galápagos-Riesenschildkröte entdeckt

Neue Art der Galápagos-Riesenschildkröte entdeckt

Auf der ecuadorianischen Pazifikinsel San Cristóbal „fanden“ Forscher eine neue Art aus der Gattung Chelonoidis – nachdem zuvor eine falsche Klassifizierung vorgeherrscht hatte.

Puerto Baquerizo Moreno/Quito. Wenn heutzutage von der zoologischen Wissenschaft noch neue Tierarten entdeckt werden, dann wurden diese bislang übersehen und sind daher zumeist eher klein: Würmer, Insekten, Spinnen, Seepferdchen. Nicht so im jüngsten Fall: Auf der östlichsten Galápagos-Insel, San Cristóbal, die mit ihren 558 Quadratkilometern auch durchaus überschaubar erscheint, haben Forscher eine neue Art der Riesenschildkröte identifiziert. Von den, wie der Name leise andeutet, etwas massigeren Galápagos-Landschildkröten waren bislang 15 unterschiedliche Arten bekannt – jetzt sind es also 16. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist: Eine weitere der Arten gilt nun als ausgestorben.

Denn die leicht skurrile Neuentdeckung verlief folgendermaßen: Bisher – d.h. seit rund 150 Jahren und bis vergangene Woche – ging man davon aus, dass die Riesenschildkröten auf San Cristóbal der Art Chelonoidis chathamensis angehören. Neue umfassende DNA-Untersuchungen zeigten jedoch, dass die fraglichen tausenden Tiere vor Ort vom historisch erhaltenen Erbgut, das in wissenschaftlichen Einrichtungen lagert, signifikant abweichen und als eigene Art zu klassifizieren sind, deren Name noch offen ist. Dies impliziert allerdings auch den Umkehrschluss, dass Chelonoidis chathamensis schon vor Jahrzehnten ausgestorben sein dürfte – vermutlich rund um die Mitte des 20. Jahrhunderts, als es mit den Schutzmaßnahmen der ecuadorianischen Regierung noch nicht so weit her war.

Auch für die etwas peinliche Verwechslung haben die Forscher eine Erklärung parat: Auf San Cristóbal dürften sich zwei Arten nebeneinander entwickelt haben – eine im südwestlichen Hochland, die andere im nordöstlichen Tiefland. Der Umstand, dass alle historischen Gewebeproben aus dem Hochland stammten, führten zu der irrigen Annahme, dass alle Schildkröten auf der Insel dieser Art angehören würden, womit die abweichende Tieflandart schlichtweg übersehen wurde – bis heute. Man sieht: Auch außerhalb der Tiefsee und tiefster Regenwälder gibt es für Zoologen immer noch etwas Neues zu entdecken – sofern man bereit ist, den Stand vermeintlicher wissenschaftlicher Wahrheiten gelegentlich aufs Neue zu überprüfen.

Quelle: Der Standard

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