HomeInternationalesFranzösischer Pharmakonzern wegen Totschlags und Täuschung schuldig gesprochen

Französischer Pharmakonzern wegen Totschlags und Täuschung schuldig gesprochen

Das französische Pharmazieunternehmen Servier wurde Anfang der Woche wegen Totschlags und Täuschung im Zusammenhang mit einer Diät-Pille für schuldig befunden. Die besagte Pille wurde 33 Jahre lang munter verkauft und ist für Hunderte von Todesfällen verantwortlich.

Es handele sich hierbei und einen der größten Gesundheitsskandale des Landes. Die dem Vefahren vorsitzende Richterin Sylvie Daunis sagte Berichten zufolge, Servier habe „die Verbraucher in die Irre geführt“, was die Pille Mediator betrifft, und „das Vertrauen der Menschen in das Gesundheitssystem geschwächt“. Daunis hielt weiter fest: „Obwohl sie seit vielen Jahren von den Risiken wussten … haben sie nie die notwendigen Maßnahmen ergriffen.“ 

Viele Tote und milde Strafe für die Verantwortlichen

Laut Angaben des französischen Gesundheitsministeriums starben landesweit mindestens 500 Menschen an Herzklappenproblemen, weil sie dem Wirkstoff in Mediator ausgesetzt waren. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Wirkstoff möglicherweise bis zu 2.100 Todesfälle verursacht habe.

Der ehemalige stellvertretende Chef von Servier, Jean-Philippe Seta, wurde zu einer Haftstrafe von vier Jahren auf Bewährung verurteilt. Der Vorsitzende, Jacques Servier, wurde ebenfalls angeklagt, starb aber 2014.

Das Unternehmen wurde außerdem wegen schweren Betrugs, Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 2,7 Millionen Euro verurteilt. Vom Vorwurf des Betrugs wurde der Konzern freigesprochen.

Das Gericht blieb mit dem Strafmaß weit unterhalb des von der Staatsanwaltschaft geforderten. Die 6.500 Kläger, die in den Fall verwickelt sind, fordern 1 Milliarde Euro Schadenersatz.

Frankreichs Arzneimittelbehörde wurde zu einer Geldstrafe von 303.000 Euro verurteilt, weil sie das Medikament verspätet aus dem Verkehr gezogen hatte, und ihr wurde gesagt, dass sie in ihrer Rolle als Gesundheitsaufsichtsbehörde „ernsthaft versagt“ habe.

Mehr als ein Jahrzehnt bis Mediator vom Markt genommen wurde

Das Medikament wurde von etwa fünf Millionen Menschen verwendet, bevor es 2009 in Frankreich vom Markt genommen wurde, weil man befürchtete, dass es ernsthafte Herzprobleme verursachen könnte – mehr als ein Jahrzehnt, nachdem solche Bedenken erstmals geäußert worden waren. Ein Arzt meldete bereits 1998 Bedenken gegen die Pille an und sagte aus, dass er dazu gedrängt wurde, diese zurückzuziehen. Aufgrund von Fragen zu den Nebenwirkungen seitens der medizinischen Behörden in der Schweiz, Spanien und Italien zog Servier das Präparat zwischen 1997 und 2004 aus diesen Märkten zurück.

Es bedurfte einer unabhängigen Untersuchung durch einen anderen besorgten französischen Arzt, bevor das Unternehmen den Verkauf auf seinem Hauptmarkt in Frankreich einstellte.

Anwälte des Unternehmens hatten argumentiert, dass die Firma vor 2009 nichts von den mit Mediator verbundenen Risiken gewusst habe. Sie sagten auch, dass Servier nie vorgab, dass es sich um eine Diätpille handelt.

Der Fall zeigt wieder einmal, dass auch in der Pharmaindustrie die Profite ganz oben stehen und man, wenn nötig, auch über Leichen geht, um noch ein paar Jahre mehr Geld zu scheffeln. Man muss offenbar auch nur wenig Sorge haben, für so etwas ins Gefängnis zu kommen, denn die Klassenjustiz sichert den Reichen auch weiterhin einen Platz an der Sonne.

Quelle: Aljazeera

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