Beirut. Die israelische Kriegsführung eskaliert im Libanon weiter: Innerhalb von 24 Stunden bombardierten israelische Kampfflugzeuge über 120 Ziele im Nachbarland, darunter nach Angaben der Armee Waffenlager und Raketenwerfer der libanesischen Widerstandsorganisation Hisbollah. Die Angriffe konzentrierten sich insbesondere auf dicht besiedelte Gebiete im Süden der Hauptstadt Beirut, wo die Hisbollah wichtige Versorgungsaufgaben für die überwiegend schiitische Bevölkerung übernimmt.
Am Freitagmorgen, kurz nach einer Evakuierungsaufforderung des israelischen Militärs, begann der Beschuss im Vorort Ghobeiri. Bilder zeigen ein mehrstöckiges Wohnhaus, das nach einem Raketeneinschlag in sich zusammenstürzte. „Unsere Gemeinde wurde in den letzten 48 Stunden elfmal bombardiert“, erklärte Maan Al-Khalil, der Bürgermeister von Ghobeiri, im Gespräch mit dem Sender Al Majadin. Die Angriffe hätten nicht nur Wohnhäuser zerstört, sondern auch lebenswichtige Infrastruktur erheblich beschädigt. Al-Khalil bezeichnete die israelischen Bombardements als „einen Versuch, die libanesische Zivilbevölkerung zu ersticken“.
Die Folgen dieser Angriffe sind nicht nur materieller Natur. Am Donnerstagabend trafen israelische Raketen ein Zivilschutzzentrum in Baalbek, einer Stadt in der Bekaa-Ebene. Mindestens 15 Rettungskräfte kamen dabei ums Leben. Angriffe auf humanitäre Einrichtungen und Rettungsteams sind nicht nur moralisch zu kritisieren, sondern verstoßen klar gegen internationales Recht.
Parallel zu den Luftangriffen hat die israelische Armee offenbar ihre Bodenoffensive im Südlibanon ausgeweitet. Nach eigenen Angaben führten Kommandoeinheiten am Donnerstag Angriffe gegen „mehrere feindliche Ziele“ durch. Diese militärische Eskalation, verbunden mit der gezielten Zerstörung von ziviler Infrastruktur, deutet auf eine Strategie hin, die auf systematische Zermürbung abzielt – von einer angeblichen Selbstverteidigung kann ohnehin nicht mehr die Rede sein.
Währenddessen stellt sich der Iran demonstrativ auf die Seite des Libanons. Der hochrangige Regierungsberater Ali Laridschani versicherte nach einem Treffen mit Ministerpräsident Nadschib Mikati die volle Unterstützung des Iran für die Hisbollah und deren Haltung in den laufenden Waffenstillstandsgesprächen. „Wir suchen nach einer Lösung für die Probleme“, erklärte Laridschani, während er die israelische Regierung für das Scheitern diplomatischer Initiativen verantwortlich machte. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Verbündeten zerstörten Fortschritte, so der iranische Diplomat.
Die Bombardierung von dicht besiedelten Wohngebieten, die Zerstörung von Zivilschutzzentren und die Angriffe auf lebenswichtige Infrastruktur lassen wenig Raum für die Behauptung, es handele sich um rein militärische Ziele. Die gezielte Eskalation zielt allein darauf ab, die Bevölkerung kollektiv zu bestrafen und die Widerstandsbewegung durch den Tod Unbeteiligter zu schwächen.
Quelle: junge Welt