An einem Checkpoint der israelischen Besatzungsmacht im palästinensischen Westjordanland stirbt ein Kleinkind im Kugelhagel der Polizei – ein neuer, exemplarischer „Kollateralschaden“ des israelischen Staatsterrorismus.
Jerusalem/Ramallah. Eine israelische Polizeitruppe hat am Sonntag im völkerrechtswidrig besetzten Westjordanland ein palästinensisches Kind erschossen. Der Vorfall ereignete sich beim Checkpoint Ras Bidu nahe der illegalen israelischen Siedlung Givat Seev, die zwischen Ostjerusalem und Ramallah auf palästinensischem Territorium liegt.
Die israelischen Okkupationsbehörden rechtfertigen sich damit, dass die Polizisten versucht hätten, einen mutmaßlichen Anschlag mit einem Fahrzeug zu verhindern. Zwei Lieferwagen hätten, so die israelische Darstellung, die Absperrungen bei dem Kontrollpunkt der Besatzungspolizei durchbrochen und wären davongefahren. – In einem solchen Fall ist es für israelische Polizisten anscheinend angebracht, wild um sich schießen. Dabei wurden jedenfalls auch unbeteiligte Autos getroffen sowie das dreijährige Mädchen, das sich in einem davon befand. Die alarmierte Ambulanz konnte das Kleinkind nicht mehr retten – es verstarb aufgrund der Schussverletzung.
Der Vorfall unterstreicht, mit welcher Rücksichtslosigkeit die israelische Besatzungsmacht über das Westjordanland herrscht. Im Prinzip ist es rechtsstaatlich ja schon jenseitig, ein verdächtiges Fahrzeug einfach unter Feuer zu nehmen, weil es nicht anhält. Dass man dabei auch noch einen Kugelhagel entfacht, der menschliche „Kollateralschäden“ als irrelevant erscheinen lässt, ist erschütternd: Ein dreijähriges Mädchen ist tot, ohne dass es dafür irgendeinen Grund gibt.
Doch gewissermaßen gibt es sehr wohl einen Grund! Der Grund liegt in der israelischen Besatzung und Annexion palästinensischer Gebiete und im illegalen Siedlungsbau; er liegt im mörderischen Unterdrückungsregime der israelischen Besatzer, in der Existenz repressiver Checkpoints und schikanöser Kontrollen; er liegt im Rassismus, der palästinensische Leben als minderwertig einstuft und dem Volk ohnedies jedes Existenzrecht abspricht. Dies sind die Gründe – und die einzigen Gründe – warum ein dreijähriges Mädchen ermordet wurde. Ein exemplarischer Fall, der die Verantwortungslosigkeit Israels unterstreicht.
Aus israelischer Sicht war das dreijährige Opfer „zur falschen Zeit am falschen Ort“. Die Wahrheit ist: Die israelische Soldateska und die militanten Siedler sind seit Jahrzehnten am falschen Ort. Sie haben im Westjordanland nichts verloren.
Quelle: Kleine Zeitung