HomeInternationalesRegisseur Dariush Mehrjui Opfer eines grausamen Doppelmordes

Regisseur Dariush Mehrjui Opfer eines grausamen Doppelmordes

Der Künstler galt als einer der Begründer des Neuen Iranischen Films in den 70er Jahren. Seine Leiche wurde zusammen mit der seiner Frau, der Schriftstellerin Vahideh Mohammadifar, in ihrer Villa westlich von Teheran gefunden.

Teheran. Das Paar wurde von der gemeinsamen Tochter am Samstag leblos aufgefunden, die versuchte, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. In den sozialen Medien kursierten Gerüchte darüber, dass die beiden gar enthauptet worden seien, doch diese Todesursache wurde später dementiert.

Ein oberster Richter der Provinz sagte später, Mehrjui und Mohammadifar seien „durch mehrere Messerstiche in den Hals getötet worden.“ Nach Angaben von Hossein Fazeli-Harikandi, dem Obersten Richter der Provinz Alborz in der Nähe von Teheran, hatte Mehrjui seiner Tochter Mona gegen 21:00 Uhr Ortszeit eine SMS geschickt, in der er sie zum Abendessen in ihr Haus in Karaj, westlich von Teheran, einlud. Als sie jedoch anderthalb Stunden später eintraf, fand sie die Leichen ihrer Eltern mit tödlichen Halswunden vor.

Polizeiberichten zufolge wurde der Doppelmord von Unbekannten verübt. Vor dem Mord hatte Mohammadifar in den sozialen Medien geschrieben, dass sie und ihr Mann von einer nicht iranischen Person, angeblich einem afghanischen Staatsangehörigen, mit einem Messer bedroht worden seien. Später am Tag erklärte die Polizei, dass „am Tatort keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen zu erkennen sind“ und dass „keine Schäden an den Türen“ des Hauses entstanden seien. Allerdings seien am Tatort „Spuren gefunden“ worden, von denen man annehme, dass sie „mit dem Mörder in Verbindung stehen“.

Werk

Dariush Mehrjui, 1943 in Teheran geboren, gilt als einer der Begründer der Neuen Iranischen Welle der 1970er Jahre. Er stammte aus bürgerlichem Milieu und zog Ende der 1950er Jahre in die USA, um dort Film und Philosophie zu studieren. Dort wurde er auch Schüler von Jean Renoir. In den 1960er Jahren kehrte er in sein Heimatland zurück und arbeitete als Journalist, Drehbuchautor und Lehrer am Zentrum für Fremdsprachenstudien in Teheran.

Dariush Mehrjui 1973 beim Dreh von Dāyereh minā (Bildquelle: book: majmoeh maghalat, Public domain, via Wikimedia Commons)

Einem breiten Publikum wurde er dann durch den Film Die Kuh (Gāv) bekannt, mit dem er 1971 bei den Filmfestspielen von Venedig den Fipresci-Preis gewann. Der Film, der auf einer Kurzgeschichte des iranischen Schriftstellers Gholam-Hossein Saedi basiert, der auch das Drehbuch schrieb, gilt als Beginn des Neuen Iranischen Films. Als Quelle der Inspiration fungierte auch der sowjetische Regisseur Sergej Eisenstein, wie er im Kontext des Erscheinens von Die Kuh verlauten ließ:

„Ich war sehr stark vom italienischen Neorealismus beeinflusst und ebenfalls von den klassischen Filmen Eisensteins oder sogar Griffiths und einigen dieser Filme, die sie als Kunstfilme einstufen … das Erste, was ich vom Neorealismus lernte, war zuallererst auf deine eigene Realität zu schauen – nicht die anderer. Versuch, einfach du selbst zu sein, und versuch, die Realität herauszufinden, die deiner Kultur und deiner Gesellschaft innewohnt, und je näher du herangehst, je tiefer du hineingehst, desto allgemeingültiger wird es sein.“

Zwei Jahre später, 1973, entstand sein vielleicht bekanntester Film, Dāyereh minā. In den folgenden Jahren und bei verschiedenen Gelegenheiten drehte er mehrere Frauenfilme, darunter: Bānū; Sārā und Bemāni, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Das letztgenannte Werk wurde 2002 in Cannes in der Sektion Un certain reguard präsentiert, einer Sektion also, die eingeführt wurde, um Filme zu fördern, die zu untypisch für den Hauptwettbewerb des Filmfestivals sind.

Im Jahr 1983 zeigte er in Venedig den halbdokumentarischen Film über das Leben des Dichters Rimbaud. Sein letztes Werk, Laminor, erschien noch im Jahr 2020. In seiner langen Karriere hat er bei insgesamt rund 25 Filmen und Spielfilmen Regie geführt.

In einer Erklärung würdigte der iranische Kulturminister Mohammad-Mehdi Esmaili Mehrjui als „einen der Pioniere des iranischen Kinos“ und „den Schöpfer ewiger Werke“.

Quellen: theGuardian / RAINews / FirouzanFilms

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