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Streikwelle in Großbritannien

Die britische Arbeiterklasse formiert sich in verschiedenen Branchen zum gemeinsamen Widerstand gegen Lohnverluste und Teuerungen.

London. Von Hafenarbeitern bis hin zu Rechtsanwälten, von Müllarbeitern in Schottland bis hin zu Bus- und Bahnarbeiter wird Großbritannien von einer Streikwelle überrollt, bei der es hauptsächlich um die Löhne geht und die durch die steigende Inflation angetrieben wird.

Mitte August riefen die Beschäftigten von Felixstowe, Großbritanniens größtem Containerhafen, einen achttägigen Streik aus. In der Zwischenzeit erklärten die Anwälte für Strafrecht einen unbefristeten Streik zur Unterstützung einer Lohnforderung von plus 25 Prozent, da sie befürchteten, dass die Kürzungen der Regierung bei der Prozesskostenhilfe das Justizsystem auf fatale Weise unterminieren würden.

Bei einer Wahlbeteiligung von 72 Prozent sprachen sich die Postangestellten mit 98,7 Prozent für Streiks Ende August und Anfang September aus. Weitere Streiks sind für Lehrer im Spätherbst geplant.

Die Streiks der Busfahrer im Nordwesten und des Check-in-Personals von British Airways haben bereits zu Lohnerhöhungen von elf bzw. 13 Prozent geführt. Die Inflation liegt bereits bei elf Prozent und wird im nächsten Jahr voraussichtlich auf über 18 Prozent ansteigen.

Die Regierung, die Bank von England und die Medien malen immer wieder die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale an die Wand. Gewerkschafter weisen jedoch darauf hin, dass dies nicht die Inflation antreiben kann, da ihre Mitglieder seit Jahren effektive Lohnkürzungen hinnehmen mussten. In diesem Fall wird die Inflation durch die massiven Gewinne angetrieben, insbesondere durch den Anstieg der Energiepreise, die sich für die meisten Haushalte in den kommenden Monaten verdoppeln dürften.

Im Tarifstreit der Eisenbahner weigert sich die Regierung zu verhandeln, während sie die Mittel für die privaten Eisenbahnunternehmen fest im Griff hat und sie daran hindert, ein höheres Angebot zu unterbreiten. In der Zwischenzeit entschädigt sie die Bahnunternehmen für die streikbedingten Verluste.

Auch hier ist jedes Lohnangebot der Bahngesellschaften mit massiven Kürzungen beim Wartungspersonal und der vollständigen Schließung von Bahnhofsbüros verbunden, so dass die Gewerkschaften auch für die Sicherheit und den Zugang zu den Dienstleistungen kämpfen. Umfragen zeigen, dass sie im Gegensatz zu den Hoffnungen der Regierung von 70 Prozent der Öffentlichkeit unterstützt werden.

Großbritannien hat einige der restriktivsten Gewerkschaftsgesetze der Welt, die einen Generalstreik praktisch verbieten. Vor diesem Hintergrund wurden jedoch zunehmend Forderungen nach einer Koordinierung der Streiks durch den Trades Union Congress (TUC) laut. 

Die von führenden Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen unterstützte Bewegung „Enough is Enough“ („Es reicht!“) startete Anfang August landesweite Kundgebungen und forderte „eine echte Lohnerhöhung, Kürzungen bei den Energierechnungen, ein Ende der Lebensmittelarmut, menschenwürdige Wohnungen für alle und eine Vermögenssteuer“.

Auf der Eröffnungskundgebung sagte Mick Lynch, der Generalsekretär der Eisenbahnergewerkschaft RMT: „Die Arbeiterklasse ist zurück. Wir weigern uns, sanftmütig zu sein, wir weigern uns, demütig zu sein, wir weigern uns, auf Politiker und Politikerinnen zu warten – und wir weigern uns, weiterhin arm zu sein.“

Quelle: Morning Star / Morning Star / YouTube

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