Wien. Nach Monaten des zähen Verhandelns und der Arbeitskämpfe hat der größte Anbieter im Bereich der Essenszustellung, Lieferando, sich endlich bewegt – zumindest ein wenig. Ab September sollen die Löhne der Beschäftigten um 7,8 Prozent steigen. Ein längst überfälliger Schritt, doch kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen.
Die Erhöhung – gefordert war allerdings eine Teuerungsanpassung von 8,7 Prozent – zeigt jedoch, dass der Druck der Beschäftigten, die zahllosen Protestaktionen und Streiks der Fahrradbotinnen und ‑boten Wirkung zeigt. „Die angekündigte Erhöhung von Lieferando zeigt, dass der Druck der Beschäftigten wirkt. Mit zahlreichen Streiks und Protestaktionen haben wir deutlich gemacht, dass man Arbeitnehmer:innen keine Hungerlöhne zahlen kann“, so auch Markus Petritsch, Vorsitzender des zuständigen Fachbereichs der Gewerkschaft vida.
Doch trotz dieses Teilerfolgs stellt sich die Realität für die Kolleginnen und Kollegen bitter dar. Die Lohnerhöhung bleibt hinter den Forderungen zurück, die lediglich den Reallohn-Verlust ausgleichen sollten. Während die Gewinne der Konzerne steigen, sind die Löhne derer, die den Betrieb am Laufen halten, noch immer unzureichend. Die Beschäftigten von Lieferando bleiben trotz dieser Erhöhung weiter nah an der Armutsgrenze.
Markus Petritsch betont daher, dass es nicht beim Teilerfolg bleiben darf: „Es geht also doch. Und die Löhne müssen auch nach oben gehen, wenn man es als Arbeitgeber nicht verantworten will, dass die Belegschaft verarmt.“ Die Forderung der Gewerkschaft: Die WKO muss endlich ihre Blockadehaltung aufgeben und sich an den Verhandlungstisch setzen, um bessere Löhne für alle Fahrradbotinnen und ‑boten sicherzustellen.
Seit Jahresbeginn verweigert die Arbeitgebervertretung, die Wirtschaftskammer Österreich (WKO), den Radlieferantinnen und ‑liferanten halbwegs faire Löhne zu zahlen. 246 Tage sind vergangen, ohne dass die Kollektivvertragsverhandlungen zu einem Ergebnis geführt hätten. Warnstreiks in ganz Österreich und wiederholte Protestaktionen vor dem Gebäude der WKO haben bislang nicht zum Einlenken der Arbeitgeberseite geführt.
Quelle: vida