Graz. Bei einem Amoklauf an einer Schule in der Grazer Dreierschützengasse sind am Dienstag zehn Menschen ums Leben gekommen. Zahlreiche weitere Personen – sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte – wurden verletzt, einige davon schwer. Der mutmaßliche Täter, ein 21-jähriger ehemaliger Schüler, befindet sich unter den Toten. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen Einzeltäter. Die Ermittlungen zum Tathergang sind im Gange.
Die Tat ereignete sich am späten Vormittag am Bundesoberstufenrealgymnasium (BORG) Graz. Laut Polizei hatte der Täter zwei Schusswaffen bei sich, eine Pistole und eine Schrotflinte. Die Waffen sollen erst kürzlich erworben worden sein. Ersten Ermittlungen zufolge schoss er in zwei Klassenräumen. Die Einsatzkräfte wurden kurz nach Beginn des Vorfalls alarmiert und waren mit Spezialeinheiten, darunter die Cobra, vor Ort. Der Täter soll sich kurz vor dem Eintreffen der Polizei das Leben genommen haben. Insgesamt 30 Personen wurden verletzt, vier davon befinden sich laut aktuellen Informationen in kritischem Zustand.
Die Opfer sind laut Behörden Schüler verschiedener Jahrgangsstufen sowie eine Lehrkraft. Eine weitere Person verstarb später im Krankenhaus. Die Verletzten wurden auf mehrere Krankenhäuser in der Steiermark verteilt.
Der Vorfall hat weit über die Schule hinaus Bestürzung und Trauer ausgelöst. Fachleute betonen in diesem Zusammenhang, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen in der Verarbeitung solcher Ereignisse zur Seite zu stehen. Psychologinnen und Psychologen raten, den Gefühlen der Kinder mit Offenheit und Verständnis zu begegnen. Emotionen wie Angst, Trauer, Wut oder Verunsicherung seien in solchen Situationen normal und sollten nicht unterdrückt werden.
Eltern und Bezugspersonen können Kinder unterstützen, indem sie ihnen aktiv zuhören, ihnen Sicherheit vermitteln und sie dort abholen, wo sie emotional stehen. Manche Kinder reagieren mit Rückzug, andere mit Ablenkung. Expertinnen und Experten betonen, dass es kein „richtiges“ Verhalten gibt. Wichtig sei, ehrlich auf Fragen einzugehen, Informationen altersgerecht und wahrheitsgemäß zu vermitteln und sich auf gesicherte Quellen zu stützen.
Gerade bei Kindern unter zehn Jahren empfiehlt es sich, gemeinsam kindgerechte Informationen zu besprechen. Mit älteren Kindern und Jugendlichen könne man sich auch gemeinsam Berichterstattungen ansehen und die Inhalte reflektieren. Die Frage, ob Ähnliches an der eigenen Schule passieren könne, sei häufig, aber statistisch gesehen sei ein solcher Vorfall sehr selten.
Auch für Erwachsene gilt: Wer sich überfordert fühlt oder mit der Verarbeitung Schwierigkeiten hat, sollte nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zahlreiche psychosoziale Einrichtungen und Notrufnummern stehen zur Verfügung, um Betroffene in dieser außergewöhnlichen Situation zu unterstützen.
Quelle: Der Standard / ORF