Angesichts schwindender Besucherzahlen sperren immer mehr katholische Pfarren zu. Es stellt sich sodann die Frage nach der Nachnutzung der Gebäude.
Wien. Rund 250 Kirchen verwaltet die römisch-katholische Erzdiözese Wien – und stetig werden es weniger. Maßgeblicher Grund hierfür ist das zurückgehende Publikumsinteresse: Im Jahr 2022 sind in Wien knapp 24.000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Und auch die Mitglieder erscheinen nicht gerade vollzählig zu den heiligen Messen. Daher werden schon seit Jahren Pfarren aufgegeben oder Pfarren zusammengelegt, um die Gläubigen in funktionierenden Gemeinden gewissermaßen zu konzentrieren. Dies führt allerdings zu einem Leerstandsproblem: Was tun mit nicht genutzten Kirchengebäuden, deren Erhalt und quasi permanente Renovierung doch erhebliche Kosten verursachen?
Seitens der Erzdiözese Wien, die von einem bisherigen Minus von fünf bis zehn Kirchen pro Jahrzehnt spricht, hat man bereits eine ganze Reihe an Gebäuden an andere christliche Glaubensgemeinschaft weitergegeben, v.a. an orthodoxe und orientalische Kirchen, die über Gläubige, aber keine Kirchengebäude verfügten. Zuletzt ist etwa 2022 die Kirche am Schöpfwerk an die Serbisch-Orthodoxe Kirche übergeben worden. Als nächstes auf der Liste steht – und dies mag gerade zu Ostern kein gutes Omen sein – die Kirche Auferstehung Christi in Margareten, für die bereits ein Nachnützer gesucht wird. Ähnliches gilt für die Arsenalkirche Maria vom Siege, die früher als Heereskirche diente und bereits offiziell entweiht wurde.
Freilich müssen aufgegebene katholische Kirchengebäude nicht zwingend wiederum an andere christliche Gemeinden weitergegeben werden. Zwar verlangt der Denkmalschutz mitunter gewisse Auflagen, doch der Nutzung sind letztlich wenige Grenzen gesetzt. Es muss ja kein Nachtclub sein – am nächstliegenden und sinnvollsten erscheint es, die Gebäude für gemeinnützige soziale, kulturelle oder kommunale Zwecke zu verwenden, z.B. Kindergärten, Bildungseinrichtungen, Bibliotheken, Veranstaltungsorte oder Gemeindezentren, vielleicht auch Unterkünfte, wenn durchführbar.
Es werden sich noch viele Möglichkeiten ergeben. Schätzungen gehen davon aus, dass bis Mitte des 21. Jahrhunderts deutlich über 100 weitere Wiener Kirchengebäude – das wären rund 40 Prozent – ebenfalls aufgegeben werden müssen. Für eine sinnvolle Nachnutzung braucht es „lediglich“ den politisch-gesellschaftlichen Willen der Erzdiözese und der Gemeinde Wien.
Quelle: ORF