In der Gemeinde Hinterstoder plant eine ÖVP-nahe Gesellschaft die Errichtung eines exklusiven Urlaubsresorts für gut betuchte Sommerfrischler – dabei nimmt man nicht nur wenig Rücksicht auf die Natur, sondern mutmaßlich auch nicht auf Gesetze.
Hinterstoder. Nicht, dass der Österreich-Tourismus – auch nicht jener der finanziell aufwändigeren Art – gerade en vogue wäre, pandemiebedingt nämlich. Doch am südlichen Ende des oberösterreichischen Traunviertels sorgen ein geplantes Projekt und dessen Hintergründe für erhebliche Aufregung. Im hinteren Stodertal soll auf einer Fläche von 22.000 Quadratmetern (3.000 davon werden verbaut) ein Luxus-Resort entstehen, mit über 90 Premiumstellplätzen, Chalets, Bungalows und exklusiven Hotelsuiten, ergänzt durch entsprechende Infrastruktur (Pool, gehobene Gastronomie etc.). Damit wäre es am Standort in der Polsterlucke freilich vorbei mit der bisherigen Naturidylle, was die einheimische Bevölkerung doch ordentlich auf die Palme bringt, Bürgerinitiative und Unterschriftenliste inklusive. Doch die in Hinterstoder mit absoluter Mehrheit regierende ÖVP um Bürgermeister Helmut Wallner will die Sache durchziehen, man verspricht sich durch die zahlungskräftigen Sommerfrischler der Luxusanlage zusätzliche Einnahmen zum winterlichen Ski- und Après-Ski-Tourismus.
Daher wundert es auch nicht, dass manch ein Ereignis im Hintergrund doch recht ungeniert wirkt. Da wäre einerseits das fragliche Areal selbst, das im Gemeindeeigentum stand – bis man es 2019 für eher billige zwei Millionen Euro an die neu gegründete „Campingplatz GmbH“ verkaufte, die das Luxus-Camp realisieren und betrieben soll – überraschender Weise steht diesem Unternehmen ein ÖVP-Ersatzgemeinderat als Geschäftsführer vor. Damit aber nicht genug: Auf dem Standort befand sich bis Herbst 2015 die denkmalgeschützte Villa Peham, die dem Projekt natürlich im Wege war, und da war es natürlich eine glückliche Schicksalsfügung, dass dieses Anwesen plötzlich, in der Nacht zum 7. September 2015, in Flammen aufging und zerstört wurde. Dabei gehen kriminaltechnische Sachverständige nicht nur von Brandstiftung aus, sondern die Freiwillige Feuerwehr von Hinterstoder war just in dieser Zeit zufällig auch noch auf Betriebsausflug und konnte beim Brand nicht eingreifen. Somit konnte Bürgermeister Wallner in weiterer Folge nicht umhin, die beschädigte Villa ohne weitere Konsultation des Denkmalamtes abreißen zu lassen, womit praktischer Weise die Neubebauung nun freie Fahrt und ausreichend Platz hat – allerdings hat man da auch bei den Baugenehmigungen geschlampt, was noch ein gewisses Fragezeichen ist.
Die Gesamtoptik ist unerquicklich, um es euphemistisch zu formulieren. Man muss nicht allzu misstrauisch zu sein, um zu vermuten, dass hier einiges faul sein könnte. Ob das so ist – und ob sich etwas juristisch Belastbares nachweisen lässt –, untersucht nun auch die Staatsanwaltschaft Steyr. Vorsichtshalber darf man schon jetzt feststellen: Für die beteiligten ÖVP-Politiker, die Betreibergesellschaft, ja sogar für die unbekannten Brandstifter gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
Quelle: ORF / Der Standard