Wien. In Österreich spitzt sich die Situation um die Vogelgrippe zu. Während in den letzten Jahren nur wenige Tausend Fälle registriert wurden, ist die Zahl der infizierten Tiere in diesem Jahr auf über 230.000 gestiegen. Das aggressive Vogelgrippevirus H5N1 breitet sich aus und stellt eine ernsthafte Herausforderung für die Geflügelwirtschaft dar. Betroffen sind insgesamt 25 Bezirke in sechs Bundesländern, in denen ein stark erhöhtes Risiko besteht.
Um das Einschleppen des Virus in Geflügelställe zu verhindern, gelten auf den Höfen strenge Hygienevorschriften. Michael Wurzer, Sprecher der Geflügelwirtschaft, beschreibt die Maßnahmen: Die Tierhalter wechseln ihre Kleidung und Schuhe, desinfizieren Stallvorräume und halten Zufahrtswege sauber. Diese Vorsichtsmaßnahmen sollen sicherstellen, dass das Virus nicht über Kot von infizierten Betrieben übertragen wird. Sollte es dennoch zu einem Ausbruch auf einem Hof kommen, müssen die betroffenen Tiere getötet und die Kadaver nach festgelegten Standards entsorgt werden. Die Höfe sind anschließend gründlich zu reinigen und zu desinfizieren, bevor neue Tiere eingestallt werden dürfen.
Landwirte, deren Bestände von der Vogelgrippe betroffen sind, erhalten Unterstützung durch Versicherungen und staatliche Hilfen, die die Verluste teilweise abdecken. Rund 80 Prozent des österreichischen Geflügelbestands sind gegen Seuchen versichert. Tiere, die aufgrund der Vogelgrippe verenden oder notgeschlachtet werden müssen, werden nach festgelegten Tarifen ersetzt, was die wirtschaftlichen Folgen für die Betriebe abmildern soll.
Der Konsum von Geflügelprodukten ist unbedenklich, so das Gesundheitsministerium. Es würden ausschließlich gesunde Herden in den Handel kommen, sodass eine Ansteckung mit H5N1 durch Lebensmittel ausgeschlossen werden könne. Zimpernik von der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) unterstreicht, dass nur gesunde Tiere zur Schlachtung zugelassen werden. Die Vogelgrippe ist nicht über Lebensmittel auf den Menschen übertragbar, wie auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung bestätigt. Dennoch wird empfohlen, rohes Ei und nicht durchgegartes Geflügel vorsichtshalber zu meiden und Geflügelfleisch gründlich zu erhitzen.
In Bezug auf die Versorgung mit Eiern und Geflügelfleisch bleibt die Lage beruhigend. Die Geflügelwirtschaft versichert, dass die heimische Versorgung auch über die Feiertage hinaus gesichert ist. Lediglich bei Bio-Eiern könnte es zu geringfügigen Engpässen kommen. Dies ist jedoch eher auf die rückläufige Anzahl von Biolegehennen zurückzuführen. Seit 2022 ist ihre Zahl von einer Million auf 950.000 gesunken, da sich immer mehr Landwirte aufgrund höherer Deckungsbeiträge für die konventionelle Freilandhaltung entscheiden.
Der Erreger hat inzwischen auch andere Arten infiziert, darunter Kühe, Waschbären und Katzen. Auch Ansteckungen von Menschen sind theoretisch möglich, jedoch selten. Der derzeit in Europa auftretende Subtyp H5N1 ist schlecht an den Menschen angepasst, und bislang gab es in Europa keine Krankheitsfälle.
Quelle: ORF