Jeden Tag kommen in Österreich weitere 48 Kinder zur Welt, die vom Staat zu „Fremden“ erklärt und ausgegrenzt werden. Eine von 40.000 Menschen unterzeichnete Petition fordert ein Ende dieser Diskriminierung.
Wien. SOS Mitmensch hat heute dem Innenministerium eine von 40.000 Menschen unterzeichnete Petition für einen fairen Zugang zur Staatsbürgerschaft überreicht. Die Menschenrechtsorganisation kritisiert insbesondere die Situation von mehr als einer Viertelmillion in Österreich geborener Kinder und Jugendlicher, die trotz Geburt im Land bislang keine österreichische Staatsbürgerschaft erhalten haben.
„Der Zugang hier geborener und hier aufgewachsener Menschen zu gleichen Rechten und demokratischer Teilhabe ist ein extrem hohes Gut. Es ist längst an der Zeit, dass sich die Bundesregierung diesem hohen Gut annimmt“, ruft Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch, Innenminister Gerhard Karner anlässlich der Übergabe der 40.000 Unterschriften zu einer Reform der Staatsbürgerschaftsvergabe auf.
Die Hiergeboren-Staatsbürgerschaftsinitiative von SOS Mitmensch wird von zahlreichen Betroffenen unterstützt, wie etwa der in Österreich geborenen Regisseurin Olga Kosanović. Kosanović kämpft seit mehr als zwei Jahren vergeblich darum, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten. „Ich sehe da eher schwarz als weiß. Das große Thema in meinem Fall ist, dass ich in Deutschland studiert habe. Das wird mir jetzt zum großen Verhängnis in Sachen Einbürgerung in Österreich. Ich persönlich empfinde das als sehr absurd, da ich hier geboren bin, mein Lebensmittelpunkt trotzdem immer hier war, meine Familie hier wohnt, meine Freunde hier sind und ich hier auch maturiert habe“, erklärt Kosanović ihre Situation. „Ich komme mir vor wie im falschen Film und bin mir sicher, dass sich sehr viele andere hier geborene Menschen ähnlich fühlen. Für uns ist das einfach unvorstellbar, dass jemand anderer uns in Österreich als Fremde sieht, und wir uns hier aber zuhause fühlen und hier aufgewachsen sind“, so die 26-jährige Regisseurin.
SOS Mitmensch-Sprecher Pollak warnt vor den negativen Folgen des fortgesetzten Ausschlusses hunderttausender hier geborener und hier aufgewachsener junger Menschen von der österreichischen Staatsbürgerschaft. „Österreich ist Schlusslicht in Europa, was den Zugang zur Staatsbürgerschaft betrifft. Jeden Tag kommen 48 weitere Kinder hier zur Welt, die vom Staat zu „Fremden“ erklärt und ausgegrenzt werden. Diese staatliche Ausgrenzungsmaschinerie benachteiligt die Betroffenen und schwächt unsere Demokratie und das Zusammenleben“, kritisiert Pollak.
Quelle: OTS