Studienergebnisse liegen nun vor: Von 1.473 Ischglerinnen und Ischglern weisen rund 42,4 Prozent Antikörper auf.
Tirol/Ischgl. Die kleine Gemeinde Ischgl, die in der Corona-Krise für besonders negative Schlagzeilen sorgte, hat eine Einwohnerzahl von etwa 1.617 (Stand 1. Jänner 2019). Davon wurden im April 1.473 auf Antikörper getestet. Die Ergebnisse dieser Testungen liegen nun der Öffentlichkeit vor: Rund 42,4 Prozent weisen Coronavirus-Antikörper auf. Damit gilt die Durchseuchung als sehr hoch, die Studienleiterin vom Institut für Virologie, Dorothee von Laer, spricht hierbei von der bisher höchsten Seroprävalenz. Es zeigt sich, dass insgesamt noch mehr Menschen als vordem gedacht angesteckt worden sind.
Ein weiteres markantes Ergebnis lautet, dass 85 Prozent der Studienteilnehmerinnen und ‑teilnehmer die Infektion unbemerkt durchgemacht hätten. Ganz klar gehe aus der Studie hervor, dass es auch in Ischgl keine Herdenimmunität gebe. Für den Rückgang der Covid19-Fälle seien die Quarantäne- und die physischen Distanzierungsmaßnahmen gewesen.
Kinder deutlich weniger betroffen
Die Zahl von 1.473 lässt sich altersmäßig so aufschlüsseln: 1.259 Erwachsene und 214 Kinder aus 479 Haushalten haben an der Studie teilgenommen. Von den Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wiesen 27 Prozent Antikörper auf. Das könnte daran liegen, dass das Immunsystem von Erwachsenen anders auf das Virus reagiere als das Immunsystem von Kindern. Ein Unterschied zwischen Frauen und Männern hingegen sei nicht nachzuweisen. Erste Anzeichen, wie der Verlust von Geschmack und Geruchsinn, seien schon im Februar aufgetaucht, wurden aber vernachlässigt.
Zur Vorgeschichte
Die Ereignisse in Ischgl wurden von der Grundorganisation Tirol der Partei der Arbeit Österreichs bereits am 17. März 2020 sehr anschaulich nachgezeichnet.
Die Partei der Arbeit schrieb am 20. April in ihrer Stellungnahme Gesundheit vor Profit!: „Nach einer Auswertung der Gesundheitsagentur AGES lassen sich 57 % der österreichischen Corona-Infektionen auf das Tiroler Skigebiet Ischgl zurückverfolgen. Die Vertuschungsaktionen einer profitorientierten Seilbahn‑, Hotel- und Gastro-Lobby, deren Sprachrohre in Ämtern und Behörden noch jegliche Gefahr herunterspielten, als Ischgl im Ausland bereits als Hochrisikogebiet eingestuft wurde, sind also direkt für die ungebremste Ausbreitung des Virus in Österreich verantwortlich. Doch zur Verantwortung gezogen wurde bisher kein einziger Verantwortlicher, stattdessen hagelte es tausende Strafen für Menschen, die sich zu lange auf einer Parkbank aufgehalten haben oder deren Einkauf nach Einschätzung eines Streifenpolizisten nicht notwendig genug war.“
Bleibt zu hoffen, dass im österreichischen Kollektivgedächtnis nicht die Ischglerinnen und Ischgler als die Schuldigen für den größten Hotspot Europas eintreten werden, sondern die Seilbahn‑, Hotel- und Gastro-Lobby, die für eine Handvoll Euros mehr selbst die eigene Mutter verkaufen würden.
Quelle: ORF/Merkur/Partei der Arbeit/Partei der Arbeit