Während die überwältigende Mehrheit der immer noch zahlreichen Corona-Neuinfektionen in Österreich nicht mehr zurückzuverfolgen ist, kündigt die Bundesregierung flächendeckende Testungen nach dem Lockdown an.
Wien. Aus den jüngsten Daten zur CoViD-19-Pandemie in Österreich geht hervor, dass nur noch in 19 Prozent der Fälle die Infektionsquelle zu eruieren ist – das Contact Tracing ist also weit davon entfernt, auch nur ansatzweise funktionieren. In Oberösterreich und der Steiermark sind überhaupt bloß knapp zehn Prozent der Ansteckungen nachzuvollziehen. Während sich diese Maßnahme somit als längst gescheitert erweist, setzt die Regierung nun auf Massentestungen. Diese sollen mit dem Ende des gegenwärtigen Lockdowns beginnen, nämlich mit 5. Dezember. Zum Krampus- und zum Nikolotag – ein Wochenende – werden alle ca. 200.000 Landes- und Bundeslehrkräfte sowie sämtliche Kindergartenbetreuer/innen zu Antigen-Schnelltests beordert, danach, am 7. und 8. Dezember, folgen die etwa 40.000 Polizistinnen und Polizisten der Republik. Kurz vor Weihnachten ist dann eine erste groß angelegte Testreihe für die gesamte Bevölkerung geplant – auf freiwilliger Basis –, zu Jahresbeginn 2021 eine zweite. Zur Abwicklung erhält das Gesundheitsministerium Unterstützung durch das Bundesheer, das bereits bei den Massentestungen in der Slowakei Erfahrungen gesammelt hat. Die Kosten für die zunächst bestellten sieben Millionen Antigen-Testkits, deren Ergebnisse binnen 15 Minuten vorliegen sollen, belaufen sich auf 50 Millionen Euro, die in die Taschen der Hersteller Roche und Siemens wandern.
Massentests haben natürlich nur Sinn, wenn sie mit einer konsequenten Isolierung der positiven Fälle einhergehen – sollten hohe Zahlen vorliegen, so müssten unweigerlich auch jene Betriebe der Massenproduktion geschlossen werden, die bislang aus wirtschaftlichen Gründen verschont bleiben: Hier zählen die kapitalistischen Gewinne bisher mehr als die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiterklasse. Die Regierung hofft aber wohl darauf, dass unmittelbar nach Ende des momentanen Lockdowns die Infektionszahlen gering ausfallen, damit auch im Weihnachtsgeschäft und Wintertourismus doch noch ein paar Profite gerettet werden können. Inwiefern die angekündigte „Freiwilligkeit“ der Testungen vielleicht indirekt durch Einschränkungen faktisch reduziert wird, bleibt einstweilen offen. Bislang beschränkt sich die Bundesregierung bezüglich Massentests wieder einmal auf großspurige Ankündigungspolitik, aus der in Wahrheit ein gewisses Maß an Verzweiflung über die eigene Unfähigkeit und den damit verbundenen Kontrollverlust spricht.