Während beim Mahnmal für die von den Nazi-Faschisten ermordeten Sinti und Roma im burgenländischen Lackenbach jährlich salbungsvolle Reden gehalten werden, drückt sich die SPÖ nach wie vor um eine Aufarbeitung ihres Verhältnisses zum geistigen Vater der Roma-Vernichtung.
Lackenbach. Am Mahnmal in Lackenbach im mittleren Burgenland ist am Samstag wie jedes Jahr wieder der von den Nazis ermordeten Roma und Sinti gedacht worden.
1938 lebten im Burgenland rund 8.000 Roma, nur ein paar Hundert überlebten den Rassenwahn der Nazis. Die meisten wurden ab 1938 in das sogenannte „Zigeunerlager“ in Lackenbach verschleppt und mussten Zwangsarbeit verrichten, wobei die Bedingungen des Lebens und Sterbens sich nicht viel von den KZs unterschieden, in die von Lackenbach aus tausende Roma in verschiedene Konzentrationslager deportiert und ermordet. Seit 1984 gibt es für die Opfer der Volksgruppe ein Mahnmal im Ort.
Eklat bei Eröffnung des Mahnmals 1984
Bei der Eröffnung des Mahnmals im Jahr 1984 war es zu einem Eklat gekommen, weil der als Redner eingeladene Vertreter des Zentralrats der deutschen Roma und Sinti, Romani Rose, klare Worte dazu fand, wie die Roma in der Gegenwart behandelt werden. Das störte natürlich die schöne staatstragende Feier, so, wie Rose’s Rede auch die alljährlichen Gedenkveranstaltungen stören wurde.
In diesem Jahr sprachen Justizminister Alma Zadic und der burgenländische SPÖ-Landesrat Heinrich Dorner mahnende Worte. Auch der Vertreter des Kulturvereins Österreichischer Roma, Christian Klippl sprach im Rahmen der Gedenkfeier.
Die SPÖ-Burgenland wäre gut beraten, nicht nur salbungsvolle Worte des Bedauerns zu sprechen, sondern ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten.
SPÖ-Burgenland sollte ihr Naheverhältnis zum geistigen Vater der Roma-Vernichtung aufarbeiten
Ein gewisser Tobias Portschy, Nazi-Gauleiter des Burgenlandes bis zu seiner Auflösung und danach als stellvertretender Gauleiter der Steiermark verfasste nämlich im Jahr 1938 ein als „Denkschrift“ bezeichnetes Hetzpamphlet mit dem Titel „Die Zigeunerfrage“. Darin forderte er die Maßnahmen, die später auch in die Realität umgesetzt wurden: Schulverbot, Zwangssterilisation und schließlich Arbeitslager für die „zigeunische Bevölkerung“. Aus den Arbeitslagern wurden KZs in denen die burgenländischen Roma einem Genozid gleich massenhaft zu Tode gepeinigt oder ermordet wurden.
Portschy wurde wegen dieser Schrift niemals belangt, für seine sonstigen Verbrechen als NS-Funktionär fasste er 15 Jahre schweren Kerkers aus, von denen er gerade einmal zwei absitzen musste. Später lebte er als angesehener Mann im südburgenländischen Grenzort Rechnitz und war Eigentümer eines Hotels und Gasthauses am Hauptplatz. In den 1980er-Jahren hielt er die Zeit schon wieder für gekommen, öffentlich politisch aufzutreten, politisch aktiv war er ohnehin schon seit langem wieder, unter anderem als Mitglied der FPÖ. Beim alljährlichen Treffen des Kameradschaftsbundes am Geschriebenstein wurde er als Festredner eingeladen, den Ehrenschutz über diese Veranstaltung übernahm niemand geringerer als SPÖ-Landeshauptmann Theodor Kery. Der SPÖ-Landeshauptmann hatte keine Berührungsängste zum geistigen Vater der Roma-Vernichtung. Auch die örtliche SPÖ, die alljährlich am Vorabend des 1. Mai einen Fackelzug abhielt, der schließlich bei und in Portschys Hotel endete, sah da kein Problem.
Es wäre hoch an der Zeit, dass von der burgenländischen ein klares Zeichen der Abgrenzung gegenüber ihrem früheren Naheverhältnis zum größten Naziverbrecher des Landes, zum Kameradschaftsbund und anderen Ewiggestrigen setzt.