Schon vor Corona verschärfte sich die Situation an österreichischen Hochschulen. Das Universitätsgesetz von 2002 sowie der Bologna-Prozess bilden hier den Ausgangspunkt. Innerhalb der EU wird auf vergleichbare Abschlüsse und einen früheren Berufseintritt reformiert; das alles zwecks einer vermeintlichen Mobilitätsoffensive und Internationalisierung des Universitätssystems.
Schneller, jünger, Burnout?
In der Realität ist es oft nicht viel mit dieser Internationalisierung, da der Druck, in Regelstudienzeit abzuschließen und mit Anfang 20 am besten schon den PhD zu haben, durch den sich wandelnden Kapitalismus und damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Wandel, zunimmt. Dies führt dazu, dass eine Masse an Studierenden zwar auf dem Papier exzellent ausgebildet ist, aber vielfach keinerlei berufspraktische aber vor allem auch kaum Lebenserfahrung mit sich bringt, trotz Praktikas, die sie mit Bravour unbezahlt ableistet. Somit geht es nach dem Studium oft auf Trainee-Stellen oder schlecht bezahlte Jobs, die in vielfach dann auch noch befristet sind.
Die Mehrheit schafft es auch nicht bis zum PhD, sondern soll mit 21 einen Bachelor haben. Für menschliche Bedürfnisse ist in solchen Bildungskarrieren kaum Raum und Studierende kommen gefühlt schon fast im Burnout, aus Angst vor Arbeitslosigkeit getrieben, im Berufsleben an. Hier ist keine Zeit für Auslandsaufenthalte, außer wenn diese im Studium ein fest integrierter Bestandteil sind, weil sonst kostet das Auslandssemester kostbare Studienzeit und man könnte vielleicht doch einen Nachteil bei der Jobsuche haben.
Corona: Alles unklar, aber trotzdem normal?
Durch Corona hat sich diese Situation weiter verschärft, da zwar nachweislich die psychische Belastung ebenso wie die ökonomische massiv gestiegen ist, dies aber in den Hochschulen keine Anerkennung findet. Das Bildungs- und Wissenschaftsministerium versucht noch immer so zu tun, als gäbe es keine Sondersituation. Als würden „distance learning“, befremdliche Prüfungsmodi, fehlende persönliche Betreuung und Lerngruppen, Lernunterlagen unterschiedlicher Qualität etc. das Studium nicht beeinflussen. Ein neutrales Semester soll es nicht geben. Studiengebühren werden nur für diejenigen, die es trotz alledem schaffen eine bestimmte Anzahl an ECTs-Punkten zu erreichen und somit als prüfungsaktiv gelten, erlassen. Diejenigen die Corona als Grund angeben müssen Einzelfallprüfungen über sich ergehen lassen, da ja die psychische Belastung durch Corona und es nicht geschafft zu haben an sich noch nicht ausreicht, muss bitte geprüft werden, ob dies denn auch legitim ist. Auch viele Lehrende tun sich im Umgang mit der Situation schwer, da es keine klaren Richtlinien oder Erfahrungswerte gibt. Im Fall der Hochschulen zeigt sich ähnlich wie in den Schulen, aber noch einmal verschärft, ein Versagen auf der ganzen Linie, da man die Realität ignoriert.
Auch die Behauptung, dass das kommende Semester wieder regulär ablaufen würde, scheint aktuell wie ein leeres Versprechen, da vollkommen unklar ist, wie sich alles entwickelt und unter dem beschriebenen, subjektiven Leistungsdruck, den Studierende ohnehin empfinden, verbessert sich die Situation nicht. Maturantinnen und Maturanten sowie Zivildiener oder Wehrpflichtige sind davon betroffen, dass sie nicht nur keine Einführungen an den Hochschulen und nur virtuelle Tage der offenen Tür haben. Als wäre all das für Studierende nicht schon hart genug, ist tatsächlich die mangelnde Anerkennung der Sondersituation durch Ministerien ein Faktum, das viele sehr belastet und große Unsicherheiten mit sich bringt.
Der Kommunistische StudentInnenverband Innsbruck hat gemeinsam mit der Partei der Arbeit ein Video aufgenommen und sich an bundesweiten Protesten beteiligt, die auf diese Situation der Studierenden aufmerksam machen. Die Partei der Arbeit hebt hierbei hervor, dass die Lehrenden und Forschenden und alle Kolleginnen und Kollegen, die an der Hochschule beschäftigt sind ebenso betroffen seien.