Rumänien, das in sozialistischer Ära über ein voll ausgestattetes und funktionsfähiges Gesundheitswesen verfügte, erfährt nun zum Leidwesen der Bevölkerung den Kollaps.
Bukarest. In den vergangenen Tagen spitzte sich die Notlage in Rumänien massiv zu. Das mit riesigen Einsparungen bedachte und mit früheren Zeiten nicht mehr vergleichbare rumänische Gesundheitswesen kollabierte angesichts der hohen Infektionszahlen. So war die Sterberate am Mittwoch im internationalen Vergleich in Rumänien am höchsten – es starben mehr Menschen an den Folgen der Coronaviruserkrankung als in der gesamten EU im gleichen Zeitraum: 574 Personen starben innerhalb von 24 Stunden.
Gleichzeitig weist Rumänien sehr niedrige Impfzahlen auf, nur 34,8 Prozent der Bevölkerung genießen den vollen Impfschutz. Kritikerinnen und Kritiker des Umgangs der rumänischen Regierung mit der Situation werfen ihr vor, das Impfen schlecht beworben zu haben, während die Regierung wiederum die mangelnde Impfkampagne und ‑information (und die mangelhafte Ausstattung der Krankenhäuser) mit der hohen Präsenz von Impfgegner-Medienkampagnen rechtfertigt.
Die 14-Tage-Inzidenz weist derweil 859 Neuansteckungen auf. Ähnlich wie in Italien in der Zeit der höchsten Ausbreitung des Virus stellt sich für das Universitätsklinikum in Bukarest das logistische Problem der Leichenaufbewahrung, denn im Kühlraum der Leichenhalle war in den vergangenen Tagen kein Platz mehr. Eine Ärztin in Bukarest sprach davon, dass sich mit dem Coronavirus infizierte Patientinnen und Patienten auf den Gängen des Krankenhauses gegenseitig wegstoßen würden, um an Sauerstoffgeräte zu gelangen. Sie stufte die Situation als „apokalyptisch“ ein. Aktuell werden fast 1.800 Patientinnen und Patienten intensivmedizinisch, wo es gerade geht, notdürftig behandelt, etwa in Krankenwagen, Zelten oder in Containern. Intensivstation-Plätze gibt es insgesamt nur zwischen 1.593 und 1.668. Wegen der überfüllten Intensivstationen musste Rumänien bereits 30 Schwerkranke nach Ungarn schicken.
Es zeigt sich gerade in den postsowjetischen und postsozialistischen Ländern, dass das Gesundheitssystem im Kapitalismus nicht auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet sein kann – in Notsituationen sind alle Spitäler sofort unterbesetzt, Kranke werden sich selbst überlassen. Die Alternative zum Sozialismus heißt Sterben.
Quellen: ORF.at/aerzteblatt.de