Der Mehrheit der 65 in den Flüssen und Seen Kärntens lebenden Fischarten steht das Wasser bis zum Hals: Sie sind auf der „Roten Liste“ vermerkt und vom Aussterben bedroht. Verantwortlich sind u.a. Klimawandel und Verbauung.
Klagenfurt. Im Auftrag des Kärntner Naturschutzamtes untersuchten Wissenschaftler die Bestandsentwicklung der Fischarten im südlichsten Bundesland Österreichs. Das Ergebnis ist eher irritierend: Über 50 Prozent aller in Kärntner Gewässern vorkommenden Arten sind vom Aussterben bedroht und stehen dementsprechend auf der „Roten Liste“. Lediglich 13 Arten – von insgesamt 65 – können als überhaupt nicht gefährdet eingestuft werden, der Rest liegt im Bereich minderer Bedrohung. Zieht man jedoch „neu zugezogene“ bzw. eingeschleppte Arten ab und betrachtet nur die autochthonen einheimischen Fische, dann liegt der Gefährdungsanteil sogar bei rund 70 Prozent.
Betroffen von der absehbaren Reduzierung der Artenvielfalt sind sowohl Fische, die in Flüssen und Bächen vorkommen, als auch der Bestand in den bekannten Kärntner Seen – der größere Anteil liegt jedoch bei den Fließgewässern. Einige Arten kommen ausschließlich in kleinen, isolierten Lebensräumen vor und verschwinden im Falle des Aussterbens in Kärnten somit insgesamt von der Erde – dies gilt z.B. für den Steingressling (Gurk/Drau), für Zingel und Streber (Lavant/Drau) oder für eine genetische Sonderform der Reinanke im Klopeiner See. Andere Arten stehen zwar in Kärnten vor dem Aussterben, kommen aber in anderen Regionen vor, z.B. der Huchen oder der Steinbeißer.
Die Gesamtentwicklung ist eindeutig: Bei der letzten amtlichen Erhebung, die etwas über 20 Jahre her ist, wurden 44 Prozent der Kärntner Fischarten einer der Gefährdungskategorien zugeordnet – demgegenüber gibt es einen signifikanten Anstieg auf eine absolute Mehrheit im Jahr 2023. Während früher v.a. die Verschmutzung der Gewässer eine Bedrohung für den Fischbestand darstellte, gelten heute andere Probleme als vorrangig, wahrlich nicht zuletzt steigende Wassertemperaturen infolge des Klimawandels. Aber auch die Verbauung der Flüsse etwa durch Staustufen hat frühere Lebensräume der Fische zerstört, wodurch auch Nahrungsangebote eingeschränkt und die sensiblen Reproduktionsvoraussetzungen gestört wurden.
Die Gegenmaßnahmen zum Artenschutz und zur Erhaltung der Artenvielfalt in den Kärntner Gewässern liegen auf der Hand: Neben dem Kampf gegen die Erderwärmung – der ohnedies allgegenwärtig sein muss – braucht es insgesamt intakte Ökosysteme, naturbelassene oder wiederhergestellte naturnahe Flussabschnitte und der Verbauung sowie dem Tourismus verweigerte Uferbereiche.
Quelle: ORF