Zuerst wird bei den Kunden schamlos abkassiert, dann verteilt der Energiekonzern EVN die Rekordprofite – an die Länder Niederösterreich und Wien, aber auch an die internationale Finanzoligarchie.
St. Pölten/Mödling. Aufgrund seiner exorbitanten Rekordgewinne im Geschäftsjahr 2022/23 schüttet der niederösterreichische Energieversorger an seine Aktionäre eine Sonderdividende aus. Insgesamt 111 Millionen Euro stehen für diesen Spekulantenbonus bereit, zusätzlich zur „normalen“ Basisdividende von 52 Cent pro Aktie gibt es nochmals 62 Cent extra.
Als Normalbürger oder gar geschröpfter EVN-Kunde kann man sich nur ungläubig an den Kopf greifen: Zuerst kassiert der Konzern mit weit überteuerten Gas- und Strompreisen bei der Bevölkerung ab – und dann ist so viel Profit in der Kassa, dass die ohnedies reichen Anteilseigner durch eine Extraauszahlung noch reicher werden können.
Und wer sind die Aktionäre der EVN, die in den Genuss der Extraprofite kommen? Das sind zunächst das Land Niederösterreich (51 Prozent Aktienbesitz) und die Wiener Stadtwerke, also die Gemeinde Wien (28,35 Prozent). Vorschlag zur Güte an die beiden Landesregierungen von ÖVP und FPÖ, SPÖ und NEOS: Die beiden Bundesländer könnten ihre Zusatzmillionen vielleicht einfach an die Kundinnen und Kunden zurückgeben, denen sie gestohlen wurden.
Die übrigen Aktionäre der EVN sind tatsächlich Investmentfonds („Streubesitz“, ca. 20 Prozent), darunter v.a. US-amerikanische Finanzhaie wie Goldman Sachs, Vanguard Group, Dimensional Fund oder Pilgrim Advisors. Aber auch der staatliche Öl-/Pensionsfonds der norwegischen Zentralbank sowie die Investmentabteilungen der österreichischen Institute Erste Bank oder Oberbank freuen sich über unerwartete Zusatzeinnahmen.
Man kann sich doppelt bedanken: Bei der Politik, die einen Teil der EVN privatisiert hat und nun nicht in die Preisgestaltung eingreift; und bei der EVN selbst, die ihre Kundschaft rücksichtslos zur Kasse bittet, damit die internationale Finanzoligarchie neue Profite einstreifen kann. Und zur selben Zeit wissen die Österreicherinnen und Österreicher nicht, wie sie ihre Energierechnungen bezahlen sollen. – Warum nochmal sind Kapitalismus und Marktwirtschaft so toll, gerecht und alternativlos?
Quelle: ORF