Die Pleite der Signa Holding und ihrer Vorzeigetöchter, Signa Prime Selection AG und Signa Development Selection AG, hat weitreichende Auswirkungen für Österreich, vor allem in Bezug auf Transparenz und Wirtschaftsvertrauen. Der Zusammenbruch des Imperiums des Tiroler Investors Rene Benko verursachte Verbindlichkeiten im zweistelligen Milliardenbereich, deren endgültige Höhe unklar bleibt
Wien. Die Situation rund um die Signa Pleite wirft erneut Fragen zur Rolle der Politik und zu bisherigen Kontrollmechanismen auf. Signa nannte einen „toxischen Mix“ aus hohen Zinsen, Inflation, Energiepreisen und Löhnen, gepaart mit einem Nachfrageeinbruch und Überprüfung durch die EZB, als Ursache für ihre Schwierigkeiten. Es gab jedoch Anzeichen von bewussten Verstößen gegen gesetzliche Vorschriften, wie das Nichtvorlegen von Bilanzen und Jahresabschlüssen.
Die derzeitigen gesetzlichen Strafen für solche Vergehen sind vergleichsweise gering und bieten großen Konzernen kaum Abschreckung. Experten wie Peter Bartos und Gerhard Weinhofer (Geschäftsführer Gläubigerschutzverband Creditreform) schlagen daher härtere Maßnahmen vor, ähnlich denen in Großbritannien, wo Unternehmen, die ihre Abschlüsse nicht fristgerecht veröffentlichen, aus dem Firmenbuch gestrichen werden können.
Transparenzschlupflöcher
Justizministerin Alma Zadic betont die Notwendigkeit neuer Regeln, um Manipulationen von Bilanzen durch skrupellose Konzerne zu verhindern, die letztlich das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Österreich und heimische Unternehmen untergraben. Leonhard Dobusch, Ökonom an der Uni Innsbruck, hebt hervor, dass die Signa-Insolvenzen Transparenzschlupflöcher in den österreichischen Regelungen offenbarten und fordert wirksame Durchsetzungsregeln für die Hinterlegung von Jahresabschlüssen sowie eine strengere Handhabung der Konsolidierungspflicht. Man sieht also, dass das rücksichtlose Wirtschaften des Benko Konsortiums sogar den bürgerlichen Ökonomen und den Vertretern des bürgerlichen Staates ein Dorn im Auge ist, da es die Widersprüche dieses Wirtschaftssystems eklatant offenbart.
Finanziell wird der Signa-Kollaps die Republik Österreich belasten. Es geht um eine Zahlung von 20 Millionen Euro, von denen 15 Millionen nun infragestehen. Diese Summe sollte Ansprüche gegen die Signa-Gesellschaften im Rahmen der kika/Leiner-Insolvenz bereinigen. Die endgültige Höhe der Zahlung hängt von der Insolvenzquote der Signa Holding ab.
Gewinne privatisiert – Verluste vergesellschaftet
Die Signa-Pleite offenbart deutlich die Schwachstellen eines kapitalistischen Systems, in dem Gewinne privatisiert, aber Verluste vergesellschaftet werden. Der Zusammenbruch des Signa-Imperiums, verursacht durch eine Kombination aus hohen Zinsen, Inflation und sinkender Nachfrage, ist symptomatisch für ein System, das die Risiken auf die Allgemeinheit abwälzt, während die Profite in privaten Händen bleiben. Die geringfügigen Strafen für Verstöße gegen Transparenzvorschriften, wie das Nichtvorlegen von Jahresabschlüssen, zeigen eine Tendenz, Konzerne zu schützen, anstatt die Interessen der Öffentlichkeit und kleinerer Gläubiger zu wahren. In einer Regierung, die dem Kapital hörig ist, soll uns das nicht weiter verwundern.
Die Forderung nach strengeren Durchsetzungsregeln und höheren Strafen ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch sie adressiert nicht das zugrundeliegende Problem: In einem kapitalistisch geprägten Wirtschaftssystem wird unverantwortliches Verhalten oft toleriert, solange es den Profit maximiert. Dies führt zu einem Ungleichgewicht, in dem die Allgemeinheit für die Fehler und das Fehlverhalten großer Konzerne aufkommen muss, während diese weiterhin von ihren Gewinnen profitieren. Die Signa-Pleite ist somit ein klares Beispiel für die inhärenten Ungerechtigkeiten eines Systems, das den Profit über das Gemeinwohl stellt.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Signa-Pleite und ähnliche Vorfälle, bei denen die Allgemeinheit für die Profitgier einer Minderheit zahlen muss, ein deutliches Zeichen für die Notwendigkeit eines sozialistischen Systems sind. Nur in einem solchen System können diese Missstände nachhaltig beseitigt werden. Dies erfordert jedoch eine starke und vereinte Arbeiterklasse, die sich dem Kapital und seinen Regierungen entgegenstellt und für eine gerechte Umverteilung des Reichtums und der Macht kämpft. Der Fall Signa sollte als Weckruf dienen, um die Dringlichkeit dieses Wandels hervorzuheben und die Arbeiterklasse zur Einheit und zum Klassenkampf zu motivieren.
Quelle: ORF