HomeFeuilletonGeschichteRoma in Grodnau - zwischen Vertreibung und Verdrängung

Roma in Grodnau – zwischen Vertreibung und Verdrängung

Grodnau war einst Heimat zahlreicher Roma und Romnja, die unter deutsch-faschistischer Herrschaft deportiert und ermordet wurden; heute lebt dort keiner mehr, und der Ort gehört zu den verschwundenen Roma-Siedlungen des Burgenlands. Die Forderung nach einem Erinnerungszeichen stößt auf gemischte Reaktionen, soll jedoch als Mahnung dienen, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen.

Oberwart. Grodnau, ein Ortsteil der Gemeinde Mariasdorf im Bezirk Oberwart, zählt rund 300 Einwohnerinnen und Einwohner. Einst lebten dort 26 Roma-Familien, sodass nahezu die Hälfte der Bevölkerung der Roma-Volksgruppe angehörte. Der älteste Beleg für die Anwesenheit von Roma in Grodnau stammt aus dem Jahr 1860 und ist ein in der ungarischen Stadt Köszeg ausgestellter Ausweis von Josef und Theresia Berger.

Alfred Schober, der im Roma-Viertel von Grodnau aufwuchs, erinnert sich: „Rund um unser Haus standen vier Häuser mit Roma. Wir sind zusammen in die Schule gegangen und wir haben immer gespielt. Irgendwann in den 60er Jahren sind sie nach Oberwart gekommen.“ Die Roma arbeiteten häufig als Hilfsarbeiter, Musiker oder Handwerker.

200 Menschen deportiert und ermordet

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Grodnau etwa 200 Romnja und Roma. Während der Zeit der Besatzung unter dem deutschen Faschismus wurden die meisten von ihnen deportiert und ermordet. Wie in anderen Gemeinden des Burgenlands soll auch in Grodnau ein Gedenkzeichen für diese Menschen errichtet werden – eine Forderung, die Gerlinde Körper unterstützt. „Die sollen nicht verschwunden und namenlos sein“, betont sie. Eine Tafel mit allen Namen sei nicht notwendig, doch das Dokumentationsarchiv habe genaue Informationen über die Zahl der Roma in Grodnau. „Jetzt sind gar keine mehr da“, so Körper.

Es scheint, dass nicht alle Einwohnerinnen und Einwohner von Grodnau die Errichtung eines Erinnerungszeichens für die früher dort lebenden Roma unterstützen. Ottilie Laschober erklärte, viele würden nicht verstehen, dass ein solches Zeichen weder ein Vorwurf noch eine Anklage sei, sondern vielmehr eine Mahnung, um sicherzustellen, dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen. Da heute keine Roma mehr in Grodnau leben, zählt der Ort zu den verschwundenen Roma-Siedlungen des Burgenlands.

Quelle: ORF

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