Die Volksrepublik China testet erstmals eine wiederverwendbare Raumfähre und macht einen großen Sprung nach vorn in der Weltraumtechnologie.
Jiuquan. Die chinesische Raumfahrttechnologie steht vor einem bedeutenden Fortschritt: Am 4. September startete vom Weltraumbahnhof Jiuquan am Rande der Wüste Gobi die erste Raumfähre der Volksrepublik, angetrieben von einer „Langer Marsch 2F“-Rakete. Raumfähren (oder Raumgleiter) unterscheiden sich entscheidend von herkömmlichen Raumschiffen mit Landekapseln wie z.B. „Apollo“, „Sojus“ oder der chinesischen „Shenzhou“ von 2003. Sie sind bei und nach Wiedereintritt in die Erdatmosphäre steuerbar und nach der Landung, die wie bei einem Flugzeug erfolgt, auch wiederverwendbar. Der nunmehrige Testflug wurde noch unbemannt durchgeführt, im Falle einer erfolgreichen Weiterentwicklung dürfte China die stockenden US-amerikanischen, die europäischen und russischen Weltraumprogramme in absehbarer Zeit um Lichtjahre abhängen.
Verschrottete Raumfähren und sowjetische Raumschiffe
Die bisher einzigen zur regulären Anwendung gekommenen Raumfähren waren die fünf „Space Shuttles“ der NASA, die von 1981 bis 2001 in Betrieb waren. Aufgrund hoher Kosten und nachdem zwei von insgesamt fünf Shuttles bei Unglücken explodiert waren („Challenger“ 1986, „Columbia“ 2003), wurde das Programm eingestellt. Seither sind US-amerikanische Astronauten darauf angewiesen, mit russischer Hilfe und sowjetischer Technologie ins All sowie zur Internationalen Raumstation (ISS) zu kommen – auch hier handelt es sich um Kapseln, denn das Raumfährenprogramm der UdSSR unter dem Namen „Buran“ war nach einem unbemannten Testflug 1988 schließlich 1993 von Russland nicht weiterverfolgt worden. Andere Raumfährenentwicklungen scheiterten schon in früheren Phasen, etwa britische und japanische Versuche, aber auch aus dem Projekt „Hermes“ der Europäischen Raumfahrbehörde ESA ist nichts geworden (1992 beendet). Gegenwärtige experimentelle US-Bemühungen sind private Unternehmungen wie „Boeing X‑37“ oder „DreamChaser“, während Lockheed-Martin, wie die NASA selbst, bereits aufgegeben hat. In der EU („Castore“/Italien, „SpaceLiner“/BRD) sind Fährenprogramme zumindest noch nicht gänzlich vom Tisch.
China siegt – auch im Weltall
Mit dem jüngsten Fortschritt Chinas in der Raumfahrttechnologie zeigt sich abermals, dass der in Parasitismus und Fäulnis befindliche US-Monopolkapitalismus nicht nur wirtschaftlich, sondern eben auch technologisch immer mehr an Boden verliert. Die Wahrheit ist, dass die NASA auch früher schon nicht mit der UdSSR mithalten konnte: Alle epochalen kosmonautischen Errungenschaften (von „Sputnik“ über Laika, Gagarin und Tereschkowa bis zur „Mir“) gehen auf die Sowjetunion zurück, während Neil Armstrongs inszeniertes und überbewertetes Herumgehopse auf dem Mond wenig reale Relevanz hatte. Nun ist es die Volksrepublik China, die in Forschung, Wissenschaft und Technologie der imperialistischen Hegemonialmacht langsam, aber sicher einige Schritte voraus sein dürfte: Ihre offenkundig überlegene Innovationskraft erstreckt sich mit der Entwicklung einer wiederverwendbaren Raumfähre absehbar auch auf die unendlichen Weiten des Weltalls. Gene Roddenberrys Annahme, das künftige Welthauptquartier der irdischen Sternenflotte würde dereinst in San Francisco beheimatet sein, könnte sich als zu gewagt erweisen – es wird wohl eher Schanghai werden.
Quelle: Space-News