Der Tag, vor dem der große Christ |
Zur Welt geboren worden ist |
War hart und wüst und ohne Vernunft. |
Seine Eltern hatten keine Unterkunft |
Und auf den Straßen herrschte ein arger Verkehr |
Und die Polizei war hinter ihnen her |
Und sie fürchteten sich vor seiner Geburt |
Die gegen Abend erwartet wurd. |
Denn seine Geburt fiel in die kalte Zeit. |
Aber sie verlief zur Zufriedenheit. |
Der Stall, den sie doch noch gefunden hatten |
War warm und mit Moos zwischen seinen Latten |
Und mit Kreide war auf die Tür gemalt |
Dass der Stall bewohnt war und bezahlt. |
So wurde es doch noch eine gute Nacht |
Auch das Heu war wärmer als sie gedacht. |
Ochs und Esel waren dabei |
Damit alles in der Ordnung sei. |
Eine Krippe gab einen kleinen Tisch |
Und der Hausknecht brachte ihnen heimlich einen Fisch. |
(Denn es musste bei der Geburt des großen Christ |
Alles heimlich gehen und mit List.) |
Doch der Fisch war ausgezeichnet und reichte durchaus |
Und Maria lachte ihren Mann wegen seiner Besorgnis aus. |
Denn am Abend legte sich sogar der Wind |
Und war nicht mehr so kalt, wie die Winde sonst sind. |
Aber bei Nacht war er fast wie ein Föhn. |
Und der Stall war warm. Und das Kind war sehr schön. |
Und es fehlte schon fast gar nichts mehr – |
Da kamen auch noch die Dreikönig daher! |
Maria und Joseph waren zufrieden sehr. |
Sie legten sich sehr zufrieden zum Ruhn |
Mehr konnte die Welt für den Christ nicht tun. |
Das Gedicht „Die gute Nacht“ findet sich in gedruckter Form in der Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe der Werke Bertolt Brechts, Band 13 (Gedichte 3, Gedichte und Gedichtfragmente 1913–1927), Berlin und Weimar/Frankfurt am Main 1993.