Der Zustelldienst DPD Austria ist mit Vorwürfen über verheerende Zustände rund um das Logistikzentrum im steirischen Kalsdorf konfrontiert. Die Arbeitsbedingungen dürften skandalös sein, das Management verweist auf Subunternehmer.
Graz/Wien. Schwere Vorwürfe stehen gegen den DPD-Paketversand im Raum: Im Logistikzentrum Kalsdorf bei Graz soll es erhebliche Missstände geben, darunter dubiose Vertragskonstrukte, Lohndumping, Sozialbetrug, überlange Arbeitszeiten, fehlenden Pausen, unbezahlte Überstunden, ausstehende Gehälter und Strafzahlungen für Fahrer. All dies berichtet die Tageszeitung „Der Standard“ auf Basis zugespielter Informationen und eigener Recherchen. Einzelne Angestellte, die anonym bleiben wollen, sprechen von Arbeitstagen, die im Schnitt 15 Stunden und bis zu 17 Stunden dauern, von einem Nettostundenlohn von 5,20 Euro sowie von anderen unwürdigen Zuständen.
Bei DPD will man davon freilich nichts wissen. Wie bei anderen Zustelldiensten wird am DPD-Standort Kalsdorf die letztliche Auslieferung formell an Subunternehmer ausgelagert, für deren Praktiken man dann natürlich nicht verantwortlich gemacht werden kann, zumindest nicht im streng rechtlichen Sinn – man kennt derartiges hinlänglich, u.a. vom ähnlich gelagerten Skandal um das Amazon-Zentrum in Großebersdorf (NÖ). Gleichzeitig werden solche Konstrukte zur kapitalistischen Profimaximierung genützt, mit der logischen maximalen Ausbeutung der Fahrer als Kehrseite der Medaille.
DPD Austria ist mit einem Marktanteil von 19 Prozent der größte private Zustelldienst im Land. Dabei ist die Österreich-„Tochter“ der internationalen DPDgroup selbst als „Franchise“ organisiert, mit der Spedition Gebrüder Weiss, Lagermax und Schachinger Logistik als Gesellschafter. Letztinstanzlicher Mutterkonzern aller weltweiten DPD-Unternehmungen ist die französische Postgesellschaft La Poste.
Quelle: Der Standard