Während die Reichen immer größere Vermögenswerte in den Händen Weniger anhäufen, steigt die Armut und gibt es immer mehr Menschen, die von ihrer arbeit nicht leben können.
Wien. 289.000 Menschen leben in Haushalten, in denen der Verdienst trotz Erwerbsarbeit nicht reicht, um die eigene Existenz – und die der Kinder – zu sichern. 146.000 dieser „Working Poor“ sind Haushalte mit Kindern. Aus prekären oder zu gering bezahlten Jobs folgen nicht-existenzsicherndes Arbeitslosengeld und Pensionen. Wer sein Leben lang in prekären Jobs arbeitet, wird keine existenzsichernde Pension zusammenbekommen, das Arbeitslosengeld und die Notstandshilfe sind so gering, dass man im Falle von Jobverlust davon nicht überleben kann.
Kinderarmut steigt
385.000 Kinder sind armutsgefährdet. Die Zahlen der Statistik Austria stammen genau aus dem Jahr, in dem der „Familienbonus“ eingeführt wurde. Er erreicht offensichtlich die ärmsten Kinder nicht. Die Daten sind auch vor der Abschaffung der Mindestsicherung und der massiv gekürzten Sozialhilfe erhoben worden.
Die Armutskonferenz fordert rasche Hilfe: Für von den auslaufenden Mietstundungen Gefährdete, für von Sozialhilfekürzung Betroffene, für Kinder ohne Zukunftschancen, für prekär Beschäftigte und Arbeitslose ohne ausreichende Existenzsicherung, oder für alle, die sich Therapien nicht leisten können.“
Zwei weitere Erkenntnisse zieht die Armutskonferenz aus den aktuellen Daten der Statistik Austria, die sich noch auf die Lage vor der Corona-Krise 2020 beziehen: „Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut. Und: Effektive Hilfen braucht es bei Kinderarmut, Working Poor, älteren Arbeitslosen, Altersarmut und chronischen Erkrankungen.“
Zum Ersten: Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 42% auf 13%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstands- und Mindestsicherung sowie Wohnbeihilfe und Pflegegeld. Das sind gerade auch jene Leistungen wie die Mindestsicherung dabei, die in eine gekürzte Sozialhilfe umgewandelt wurden. Und: Während die Lohneinkommen und die Vermögen auseinander gehen, blieben die Haushaltseinkommen in Österreich relativ stabil. Die soziale Schere geht auf, der Sozialstaat gleicht aus.
Zum Zweiten: Besonders gefährdet sind Kinder, Frauen im Alter, Alleinerzieherinnen, „working poor“ und Langzeitarbeitslose. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand. 385.000 Personen aller Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten sind Kinder, in Ein-Eltern-Haushalten Lebende sind zu 47% armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, Familien mit mindestens drei Kindern zu 34%. 289.000 sind arm trotz Arbeit, Und unter den Pensionsbeziehenden sind alleinlebende Frauen ebenfalls überdurchschnittlich betroffen.
Kapitalismus fördert Verarmung
Das kapitalistische Gesellschaftssyste fördert Prozesse, die zu einer in Armut lebenden Schicht der Bevölkerung führren, die in Krisenzeit anwächst. Mit einer solchen „Reservearmee“ lässt sich vortrefflich Druck auf die etwas weniger armen Schichten des Proletariats ausüben. Zugleich treibt man die Menschen, die von ihrere Arbeit nicht leben können dazu, keine Ansprüche an ihre Arbeitsverhältnisse zu stellen. Eine kämpferische Interessenvertretung anstatt eines ÖGB, der solche Verhältnisse nur bedauernd kommentiert, ist das Gebot der Stunde. Die Menschen müssen sich für ihre Klasseninteressen selbst organisieren und dem Kapital und seinem Staat die Stirn bieten.
Quelle: Armutskonferenz