Meidling. Ein weiterer Tag, ein weiterer Angriff auf eine Frau und zwei Kinder – diesmal in Wien-Meidling. Ein Mann schlägt seine Ex-Partnerin, bedroht sie und die minderjährigen Kinder mit einem Messer, versucht die Tür zum Kinderzimmer einzuschlagen. Einmal mehr ein Ausbruch patriarchaler Gewalt, wie er in Österreich mit erschütternder Regelmäßigkeit passiert. Doch was passiert politisch? Gar nichts.
In Meidling eskalierte erneut das, was bürgerliche Politik gerne als „private Tragödie“ oder „Beziehungsstreit“ verharmlost. Die Polizei berichtet sachlich von einer „Meinungsverschiedenheit“, die „eskalierte“. Ein Euphemismus für patriarchale Gewalt, die in Österreich strukturell ist.
Der 32-jährige Mann bedroht seine Ex-Lebensgefährtin und zwei Kinder mit einem Messer. Die Frau flüchtet ins Kinderzimmer, verletzt, panisch, während der Mann die Tür mit dem Messer beschädigt. Erst Nachbarn und schließlich die Polizei beenden die Situation. Der Täter landet in der Justizanstalt, ein Betretungs- und Waffenverbot wird ausgesprochen.
Eine derartige Gewalt passiert nicht im luftleeren Raum. Sie passiert dort, wo Frauen aufgrund ökonomischer Abhängigkeit schlechtere Fluchtmöglichkeiten haben, wo Wohnraum prekär ist, wo psychische Belastungen durch Armut, Stress und Überforderung steigen – und wo patriarchale Rollenbilder Jahr für Jahr reproduziert werden, in Medien, Werbung, Arbeitsmarkt und Erziehung.
Doch der Staat reagiert wie immer: Verbote aussprechen, Täter verwalten, Statistiken aktualisieren. Prävention? Fehlanzeige. Massiv ausgebauter Gewaltschutz? Fehlanzeige. Tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung? Nicht unter kapitalistischer Logik.
Denn es bleibt dabei: Ein System, das ökonomische Abhängigkeit, patriarchale Hierarchien und sozialen Zerfall produziert, kann Gewalt gegen Frauen nicht lösen – es produziert sie ununterbrochen neu.
Solange Reproduktionsarbeit unsichtbar und unbezahlt bleibt, solange prekäre Lebensbedingungen Frauen in Beziehungen festhalten, aus denen sie eigentlich fliehen müssten, solange wird patriarchale Gewalt Alltag bleiben. Und so wird auch dieser Fall in Meidling bald aus der Öffentlichkeit verschwinden – bis der nächste auftaucht, und der nächste, und der nächste.
Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frauen. Ohne Befreiung der Frauen kein Ende dieser Gewalt.
Quelle: ORF



















































































