HomeKlassenkampfGastro ist Negativ-Spitzenreiter bei Lohnprellerei

Gastro ist Negativ-Spitzenreiter bei Lohnprellerei

Die angeblich „händeringend“ um Personal ringende Branche fällt vor allem durch miese Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung auf. Die Bundesregierung setzt als treuer Erfüllungsgehilfe der Bosse auf ein höheres Saisonierkontingent.

Wien. Es gibt im Hotel- und Gastgewerbe keinen Fachkräftemangel, sondern einen Bezahlmangel. So lassen sich die jüngst von der Arbeiterkammer präsentierten Fakten zusammenfassen. Die niedrigen Branchenlöhne werden oft durch allerlei illegale Tricks gedrückt. So betrafen beispielsweise in Wien 10 Prozent aller persönlichen AK-Beratungen das Gastgewerbe, obwohl lediglich 4,3 Prozent der AK-Mitglieder dort tätig sind. Besonders häufig klagen die Kolleginnen und Kollegen über nicht rechtzeitig oder unvollständig bezahlte Löhne, unbezahlte Überstunden, Schwarzzahlung und unzumutbare Arbeitszeiten.

Ein Beispiel von vielen: Eine Kellnerin in einer Wiener Café Konditorei erhielt für offiziell 25 Wochenstunden 984 Euro, die zahlreichen Mehrstunden wurden nicht ausbezahlt. Zusätzlich musste sie auf Anordnung der Chefin den Dienst bereits 15 Minuten vor Schichtbeginn antreten, um etwa die Tische zu reinigen. Für Arbeit an Feiertagen bekam sie weder Zeitausgleich noch Feiertagsentgelt. Da sie meist allein arbeiten musste, waren Pausen unmöglich.

Bei solchen Fällen ist es überhaupt kein Wunder, dass derzeit viele ausgeschriebene Stellen nicht sofort besetzt werden können; weigern sich doch viele Betriebe, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das liegt auch an einer ganz allgemein, aber in der Branche besonders nachgiebigen Gewerkschaftsführung. Andererseits boxten die aktuelle wie die vorangegangene Bundesregierungen massive Verschlechterungen gegen die Interessen der Kolleginnen und Kollegen durch: 12-Stunden-Arbeitstag, verschärfte Zumutbarkeitsbestimmungen durch das AMS und verstärkte Anwerbung aus Drittstaaten. Die Bundesregierung ließ erst kürzlich das Saisonierkontingent im Tourismus von 2.000 auf 3.000 Personen aufstocken und „KellnerIn“ auf die bundesweite Liste der Mangelberufe setzen. Die kurze Verweildauer von Saisonarbeitskräften erleichtert in Kombination mit schlechten Kenntnissen zur Rechtslage Ausbeutung, Lohn- und Sozialdumping – genau das scheint das Rezept der Bundesregierung in Gastro und Tourismus zu sein.

Quelle: Arbeiterkammer

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