Soll der Österreichische Gewerkschaftsbund mit gutem Beispiel vorangehen und für die eigenen Angestellten die 32-Stunden-Woche einführen? Der ÖGB-Präsident war bislang skeptisch, die Betriebsräte sind dafür.
Wien. Die Betriebsräte des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) unterstützen die Forderungen nach einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung und verlangen eine solche natürlich auch für die rund 1.800 Angestellten des ÖGB. Dies unterstreicht eine gemeinsame Resolution, die von mehr als 40 ÖGB-Betriebsrätinnen und ‑Betriebsräten signiert und an Präsident Wolfgang Katzian adressiert wurde. Das Schreiben fordert, dass der Gewerkschaftsbund auch in seiner Funktion als Arbeitgeber Vorreiter in Sachen Arbeitszeitverkürzung sein müsse, „um den Gegnern und Skeptikern zu beweisen, dass diese Forderung keine Utopie“ ist, sondern längst notwendig und durchführbar. Es handle sich auch um eine Frage der öffentlichen Glaubwürdigkeit, heißt es darüber hinaus.
Laut ÖGB-Präsident Katzian werde es nach dem Wunsch der Betriebsräte nun Gespräche über entsprechende Maßnahmen in Richtung 32-Stunden-Woche geben. Zuvor hatte er ausgeschlossen, dass der Gewerkschaftsbund bezüglich des eigenen Personals von sich aus tätig würde, um sich nicht dem möglichen Vorwurf der Privilegien auszusetzen. – Ein Gedanke, der vielleicht ein bisschen abstrus und allzu defensiv war. Denn Arbeitszeitverkürzung im ÖGB würde vielmehr eine positive Vorbildwirkung implizieren für ein allen Arbeiterinnen, Arbeitern und Angestellten zustehendes Recht, um das der ÖGB berechtigterweise kämpft – darum geht es, nicht um eine isolierte Besserstellung.
Wenn bzw. falls man sich an der ÖGB- und FSG-Spitze aber tatsächlich neuerdings Sorgen über das sozialdemokratische Bonzentum und dessen Außenwirkung macht, sollte man ganz oben, bei sich selbst anfangen – nicht bei den Angestellten auf unteren Ebenen.
Quelle: ORF