In Großbritannien herrscht Eiermangel. Die kapitalistischen Produktionsbedingungen mit ihrer Teuerungswelle ruinieren die Landwirte, die Vogelgrippe kommt hinzu.
London. Durchschnittlich 202 Hühnereier verspeist ein Brite/eine Britin pro Jahr. Eine erhebliche Menge, doch produziert werden noch mehr: Nicht weniger als 11,3 Milliarden Eier wurden im Jahr 2021 im Vereinigten Königreich den Hennen abgenommen, 1,4 Milliarden wurden zusätzlich importiert. Heuer läuft’s jedoch weniger rund, denn es herrscht ein akuter Eiermangel. Dies führte bereits dazu, dass Supermärkte die Abgabemengen rationieren mussten – pro Kunde bzw. Kundin dürfen nur noch limitierte Eiermengen gekauft werden. Auch diverse Gaststätten strichen eibasierte Produkte bereits von ihren Speisekarten.
Die Gründe für die Unterversorgung sind unterschiedlicher Natur: Einerseits spielen Maßnahmen zur Eindämmung der Vogelgrippe eine Rolle, denn aus diesem Anlass wurden im laufenden Jahr schon mehr als 750.000 britische Legehennen gekeult. Diesbezüglich steht zudem bereits die nächste Katastrophe vor der Tür, denn auch ein Drittel der elf Millionen Truthähne, die jedes für das traditionelle Weihnachtsmal gezüchtet werden, wurden vorzeitig getötet und die Leichen vernichtet, um die Ausbreitung der Krankheit zu unterbinden.
Doch zurück zu den Hühnereiern. Denn andererseits hat der Mangel auch ganz banale Ursachen in der nicht funktionierenden kapitalistischen Marktwirtschaft: Die Kosten der Eierproduktion sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen, die Preise für Futtermittel um 50 Prozent, die Energiekosten um 40 Prozent. Für viele Landwirte sind dies Teuerungen, die sie nicht stemmen können. Ein Drittel der Produzenten hat daher die Betriebe zurückgefahren oder gänzlich zugesperrt. Und obwohl die Abnehmer den Bauern und Bäuerinnen diese Zusatzkosten nicht abgelten, steigen die Eierpreise deutlich an – denn es sind die Handelskonzerne, die die Situation für zusätzliche Profite ausnützen.
Für ein ordentliches britisches Frühstück ist der Eiermangel jedenfalls keine gute Nachricht: Gebratene Würstel, Bacon und Baked Beans werden künftig wohl häufig auf Spiegel- oder Rühreibegleitung verzichten müssen.
Quelle: ORF