Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer gibt den rabiaten Antikommunisten. „Wir kämpfen gegen die Zersetzung unseres Volkes durch den marxistischen Klassenkampf“, rief nicht Mahrer aus, sondern deklarierte der „Korneuburger Eid“ von 1930, das politisch-ideologische Minimalprogramm des Austrofaschismus. Aber Mahrer will da nicht nachstehen.
Wien. Er hat es nicht leicht, das muss man zugeben. Nach der kollektiven Flucht der Kurz-Bande aus der politischen Verantwortung musste er die ÖVP Wien übernehmen. Sein Vorgänger Gernot Blümel, ein fanatischer Prätorianer des türkisen Messias Sebastian Kurz, war abhanden gekommen. Auch Karl Mahrer, um den es hier geht, gehörte irgendwie zu den Kurz-Leuten in der ÖVP, aber nur am Rande. Als Nationalratsabgeordneter war er Sicherheitssprecher der ÖVP, bis ihn schließlich das Kurz-Blümel-Schlamassel nach Wien verschlug.
Mahrer, der früher Führungsaufgaben in der Wiener Landespolizeidirektion innehatte, war nun damit beschäftigt, nach den Wunderwuzzis die Scherben aufzusammeln und den Niedergang der Wiener ÖVP zu verwalten.
Irgendwer muss ihm dann eingeredet haben, dass er sich mit eigenartigen Ideen und Ansichten profilieren soll. Das macht er seither ausgiebig. Er hetzt gegen Migrantinnen und Migranten, spielt rechten Law-and-Order-Kieberer in der Politik und kommt nicht vom Fleck.
Da kam ihm der neue SPÖ-Vorsitzende Andreas Babler gerade recht. Sobald der gesagt hatte, er sei ein Marxist (was er später relativierte), war es um Mahrer geschehen. Fortan hatte er nur ein Ziel: Weg mit dem Marxismus aus Wien.
Der Hass auf alles Rote
„Wir kämpfen gegen die Zersetzung unseres Volkes durch den marxistischen Klassenkampf“, rief nicht Mahrer aus, sondern das stand im „Korneuburger Eid“ der Heimwehr, dem politisch-ideologischen Minimalprogramm des Austrofaschismus von 1930. „Wir verwerfen den westlichen demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat“, heißt es in dem Eid weiter. Bundeskanzler Engelbert Dollfuss, dessen Bild noch bis vor ein paar Jahren im ÖVP-Parlamentsklub hing, führte dieses Vorhaben ja schließlich mit der Auflösung des Nationalrats und der austrofaschistischen Diktatur auch aus.
Mahrer will da wohl in die historischen Fußstapfen seiner Vorläufer in der ersten Republik treten und alles Rote vehement bekämpfen. In einem Antrag an den Wiener Gemeinderat fordert er eine Marxismus(-Leninismus)-Überprüfung aller Subventionen der Gemeinde Wien. Er will den Karl-Marx-Hof und den Friedrich-Engels-Platz umbenennen und die Che-Guevara-Büste aus dem Donaupark entfernen. Was er sonst noch so fordert, wollen wir hier nicht weiter ausführen.
Aber eines sollte dem Herrn Mahrer jemand sagen: Während die ÖVP-Vorgängerpartei in der Ersten Republik das Parlament auflöste und ihre Ständestaatsdiktatur aufzog, im Februar 1934 auf Gemeindebauten mit Kanonen schließen ließ und politische Gegner ermordete und internierte, haben später tausende Kommunistinnen und Kommunisten im Widerstand gegen den Nazi-Faschismus ihr Leben gelassen.
Die Kommunistinnen und Kommunisten haben große Opfer für die Wiedererrichtung Österreichs gebracht. Sie waren da, als man sie brauchte, und sie sind Mitbegründer der Zweiten Republik. So schäbige Ausritte eines Nachfolgerpolitikers des Austrofaschismus gegen die wahren Patrioten in der Geschichte Österreichs sind letztklassig.