Bei einem Feuer in einer großen Produktionsstätte in der Nähe Dhakas kamen dutzende Arbeiter ums Leben – viele davon dürften zuvor eingesperrt worden sein.
Dhaka. Am vergangenen Donnerstag geriet aus bislang ungeklärten Gründen eine Lebensmittelfabrik in Bangladesch in Brand. Das Feuer breitete sich rasch über das sechsstöckige Gebäude aus, in dem rund 1.000 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt waren. Der Lösch- und. Rettungseinsatz dauerte 20 Stunden, doch für über 50 Menschen gab es kein Entkommen: Im vierten Stock der Fabrik waren 49 Arbeiter offenbar von den Werksbetreibern eingesperrt worden und hatten keine Möglichkeit zur Flucht vor den Flammen – sie sind an ihrem abgeschlossenen Arbeitsplatz verbrannt. Anderen Menschen, die sich im Betriebsstandort rund 25 Kilometer außerhalb von Dhaka befanden, gelang es hingegen, Türen aufzubrechen und sich auf das Dach durchzuschlagen, wo sie von der Feuerwehr gerettet wurden, doch einige Arbeiter sind auch dabei zu Tode gekommen. Bislang sind 52 Opfer bestätigt und geborgen, diese Zahl könnte sich aber noch erhöhen, wenn die Aufräumarbeiten vonstatten gehen können.
Die Brandursache wird erst zu ermitteln sein, doch hat es nicht nur den Anschein, dass Sicherheitsmängel vorgelegen haben dürften, sondern sogar eine unentschuldbare Gefährdung der Betriebsangestellten. Es gibt wohl keinen Grund, warum man Arbeiterinnen und Arbeiter in ihren Räumen einsperren sollte – es sei denn, man betrachtet sie als Sklaven. Allerdings ist es kein Geheimnis, dass die Arbeitsbedingungen in Bangladesch vielerorts jeden menschlichen Umgang ad absurdum führen. Hier geht es um die billigste Produktion und die maximale Ausbeutung von Menschen bei Hungerlöhnen und ohne ernsthafte Rechte. Häufig sind es auch internationale Konzerne, die von den kostengünstigen und daher überaus gewinnträchtigen Verhältnissen in Bangladesch profitieren und mit einheimischen Unternehmern rücksichtslos kooperieren. Man kann nur hoffen, dass die Schuldigen für den Tod von über 50 Menschen zur Verantwortung gezogen werden und der verheerende Brand zu einem Umdenken führt. Das ist jedoch unter den Bedingungen des Kapitalismus und Imperialismus nicht unbedingt zu erwarten.
Quelle: Der Standard